
23. Februar 2025 - 833 Aufrufe
Der Weltvogelpark Walsrode zieht jährliche Bilanz - Inventur 2024
Im Weltvogelpark Walsrode ist zum Jahresbeginn traditionell Inventurzeit! Doch in diesem Jahr ist einiges anders: Der Park hat 2024 keine klassische Winterpause eingelegt, sondern war an Wochenenden und in den niedersächsischen Ferien weiterhin für Besucher geöffnet. Dennoch ist es Zeit für eine umfassende Bilanz – von Futterverbrauch bis hin zu besonderen Nachzuchten.
Wie viel Futter wurde 2024 verfüttert?
Die Versorgung der über 4.000 Vögel und weiterer tierischer Bewohner ist eine logistische Meisterleistung. Ein genauer Blick auf die Futterbilanz des Jahres zeigt beeindruckende Mengen. Über 25 Tonnen Fisch, hauptsächlich von den Pelikanen und Pinguinen vertilgt, sowie 9.200 Kilogramm Fleisch wurden an die Vögel verfüttert. Zudem verspeisten Spinte, Bienenfresser und andere insektenfressende Vögel rund 850 Kilogramm Insekten wie Mehlwürmer. Auch der Obst- und Gemüseverbrauch war beachtlich: 1.200 Kilogramm Bananen, 2.200 Kilogramm Blaubeeren sowie 10 Tonnen Äpfel und Birnen wurden im Laufe des Jahres gefüttert. Besonders beliebt bei Paradiesvögeln und anderen fruchtfressenden Arten waren zudem die rund 7.500 Kilogramm Melonen und Papayas, die tiefgefroren in Würfeln angeliefert wurden. Weiterhin wurden 5.600 Kilogramm Kartoffeln und Möhren, 400 Kilogramm Tomaten und mehr als 5.100 Eier verfüttert.
Auch Spezialfuttermittel spielten eine wichtige Rolle. So erhielten die Flamingogruppen insgesamt 8.000 Kilogramm Pellets, die alle essenziellen Inhaltsstoffe für eine ausgewogene Ernährung enthalten. Für Hornvögel und Tukane wurden 3.800 Kilogramm Fruchtpellets bereitgestellt. Diese sorgen dafür, dass die Vögel nicht selektivihre bevorzugten Obststücke herauspicken, sondern alle notwendigen Nährstoffe erhalten. Ergänzend dazu gab es für sie weiterhin frischen Obstsalat.
Erfolgreiche Nachzuchten seltener Arten
Die Zucht bedrohter und seltener Vogelarten zählt zu den wichtigsten Aufgaben des Weltvogelparks. Auch 2024 konnten bedeutende Erfolge erzielt werden. Besonders erfreulich war die Nachzucht der Socorrotaube (Zenaida graysoni), die in der Natur bereits ausgestorben ist. Durch ein zooübergreifendes Erhaltungszuchtprogramm des Verbands EAZA (European Association of Zoos and Aquaria), deren Mitglied der Weltvogelpark ist, konnte die Art in zoologischen Einrichtungen wie im Weltvogelpark erhalten bleiben, und gleich zweimal gelang eine erfolgreiche Naturbrut. Hier zählt jeder Vogel!

Eine weitere Seltenheit ist die Tongafruchttaube (Ducula pacifica), die deutschlandweit nur im Weltvogelpark zu sehen ist. In der Voliere der Fasanerie gelang erstmals eine Naturbrut. Auch bei der Laysanente (Anas laysanensis), die in der freien Wildbahn, kleinen Inseln des hawaiianischen Archipels, mit nur noch 500 bis 680 erwachsenen Individuen als vom Aussterben bedroht gilt, gab es erfreuliche Nachrichten. In einer speziellen Zuchtvoliere hinter den Kulissen konnten sechs Jungtiere natürlich durch ihre Elterntiere erfolgreich aufgezogen werden.
Neben diesen Erfolgen gab es auch Nachzuchten weiterer bedrohter Arten. Der stark bedrohte Mitchell-Lori, der auf Bali und Lombok durch Lebensraumzerstörung und den Vogelhandel gefährdet ist, konnte im Weltvogelpark in Naturbrut erfolgreich nachgezüchtet werden. Ebenso gelang die Nachzucht des Rotschnabelhokkos, dessen Population durch die Zerstörung des Küstenregenwaldes in Brasilien und durch Bejagung stark gefährdet ist und auf weniger als 480 erwachsene Vögel geschätzt wird. Auch Grausteißtinamus, Blauaugenibisse und Dickschnabelreiher wurden erfolgreich gezüchtet. Während der Blauaugenibis vor allem durch die Zerstörung der Mangrovenwälder, das Sammeln von Eiern und die Bejagung als Futterquelle bedroht ist, leidet der Dickschnabelreiher unter der Zerstörung von Feuchtgebieten und dem Absammeln der Eier und Jungtiere durch Menschen.
Inventur der Nicht-Vögel: Faultier-Nachwuchs & Zootier des Jahres 2025
Auch andere Parkbewohner standen im Fokus der Inventur. Besonders überraschend war im Mai 2024 der Nachwuchs bei der Faultier-Familie. Das Jungtier – ein Junge – lebt seitdem wohlbehütet festgekrallt im Fell am Bauch der Mutter, wagt aber mehr und mehr erste kleine Erkundungstouren. Im Rahmen der Inventur wurde das Jungtier erstmals genau vermessen und kommt auf eine Größe von 36 cm – bei der Geburt sind Zweifinger-Faultiere etwa 20 bis 25 cm groß. Welchen Jungennamen der Faultiernachwuchs tragen darf, soll demnächst durch die Social Media Community des Weltvogelparks bestimmt werden.
Eine weitere Besonderheit ist das Südliche Kugelgürteltier (Tolypeutes matacus) – die Gruppe der Gürteltiere wurde als Zootier des Jahres 2025 ausgezeichnet. Sie besitzen einen knöchernen Panzer und kräftige Grabklauen. Ihr Verbreitungsgebiet reicht von Nord- bis Südamerika, vor allem in trockenen Regionen. Sie sind hauptsächlich Insektenfresser, fressen aber auch Pflanzen und kleine Tiere. Durch ihr Graben verbessern sie den Boden und bieten anderen Tieren durch das Anlegen immer neuer Baue im Boden Unterschlupf. Gürteltiere werden in zwei Familien mit insgesamt 23 Arten unterteilt. Einige Arten dieser faszinierenden Tiere wie das Kugelgürteltier haben dabei die Fähigkeit, sich bei Gefahr, Kälte und zum Ruhen komplett zu einer Kugel zusammenzurollen. Dabei umschließt und schützt der Panzer aus Knochen an Kopf, Rücken und Schwanz effektiv den weichen Unterleib. Genau dieses Verhalten wurde für die Inventur genutzt, um den Durchmesser der Kugel zu messen. Gürteltiere sind besonders schutzbedürftig, da sie durch Lebensraumverlust und Wilderei bedroht sind.

Auch 2025 wird der Park seine langjährige Zuchterfahrung dafür nutzen, seltene Vogelarten zu erhalten und Besucher für die faszinierende Welt der Vögel zu begeistern. Der Weltvogelpark Walsrode öffnet weiterhin im Rahmen von Winter-Aktionstagen! An den Wochenenden können Besucher von 10:30 bis 16 Uhr die faszinierende Welt der Vögel in einem ganz neuen Licht erleben. Nur bei schlechten Wetterverhältnissen bleibt der Park geschlossen. An welchen Tagen geöffnet ist und nähere Informationen über das Angebot, wird auf der Webseite und den Newsletter kommuniziert.
Ab dem 15.03.2025 startet die reguläre Saison. Dann sind Jung und Alt wieder herzlich eingeladen, täglich die Artenvielfalt im Weltvogelpark Walsrode zu bestaunen und die vertraute Vogelwelt neu zu entdecken.
Weitere Informationen zu den Öffnungszeiten und Eintrittspreisen der Saison 2025 finden Besucher auf der Website des Weltvogelparks unter https://www.weltvogelpark.de