
02. Juni 2025 - 385 Aufrufe
Ein Tag in ENERGYLANDIA
ENERGYLANDIA ist ein Freizeitpark im Süden Polens, in der Kleinstadt Zator, etwa eine Stunde Fahrzeit westlich zwischen den Größstädten Krakau und Kattowitz gelegen. Er wurde am 14.07.2014 eröffnet und hatte im Jahr 2024 2 Millionen Besucher, was ihn „besuchertechnisch“ zu den Top 15 in Europa hieft. 133 Attraktionen und Shows auf 74 Hektar werden den Besuchern angeboten. Dieses aufgeteilt in 7 thematische Zonen (inkl. Wasserpark) mit 19 Achterbahnen und 36 Wasserrutschen im Wasserpark (gemäß Angaben der ENERGYLANDIA Presseabteilung). Eigentümer des Parks ist der polnische Geschäftsmann Marek Goczal.
Nach der Eröffnung eines weiteren, mittlerweile siebten Bereichs „Sweet Valley“ im Jahr 2024 des größten polnischen Freizeitparks hat Energylandia zwei neue Achterbahnen (nun gibt es insgesamt 19) hinzugefügt und ist damit der Park mit den meisten Achterbahnen der Welt (gleichauf mit Six Flags Magic Mountain in Kalifornien)!
Redakteur Andrej Woiczik war mit seiner Familie Ende Mai 2025 zu einem Erstbesuch in diesem sehr interessanten Freizeitpark unterwegs und hat dabei viele spannende Eindrücke mitgebracht: Von Berlin kommend erreichten wir nach gut 7 Stunden Fahrzeit für die gut 600 km lange Fahrstrecke die wunderschöne Stadt Krakau. Tags drauf begann, nach einem sehr leckeren Frühstück im Hotel Ascot Premium im Stadtzentrum von Krakau und einer einstündigen Autofahrt nach Zator das Abenteuer im „Capital of Thrill“.
Julia Piotrowicz begrüßte uns herzlich im Pressebüro des größten polnischen Freizeitparks. Zur Mittagszeit besuchten wir dann den Freizeitpark, der vor allem von vielen Schulklassen sehr gut besucht war. Der Himmel war regenverhangen und das Thermometer erreichte an unserem ersten Besuchstag eine Höchsttemperatur von 17 Grad. Unser erster Weg führte uns zu „Zadra” im Themenbereich „Die Drachenburg”. Dieser wunderschöne und hervorragend gestaltete Themenbereich ist einzigartig – er wirkt wie aus „Herr der Ringe” oder dem geheimnisvollen „Wiedzmin” entnommen. Die Straßen sind im Stil der mittelalterlichen Gotik gebaut und von zeitgemäßer Architektur sowie den Ruinen kunstvoll gestalteter Burgen umgeben – alles ist aus Stein und Holz gebaut. Es ist ein einzigartiges Fantasieland, das mit Fackeln beleuchtet und mit wunderschönen Dekorationen verziert wird.

Zadra und die Drachenburg
„Die Drachenburg“ war der 5. Bauabschnitt des Freizeitparks, der aktuell 5 Hektar einnimmt und Zadra umgibt. Die Bauarbeiten an diesem Teil des Parks dauerten 11 Monate. Begonnen wurden sie im November 2018 und endeten im August 2019. Das Projekt entstand in Zusammenarbeit zweier Firmen: der amerikanischen Rocky Mountain Constructions und der holländischen Vekoma. Zadra ist eine Stahlachterbahn vom Typ IBox Track des Herstellers Rocky Mountain Construction, die am 22. August 2019 eröffnet wurde. Im Gegensatz zu den vorherigen IBox-Track-Achterbahnen des Herstellers, nutzt Zadra nicht die vorherige Stützeninfrastruktur alter Holzachterbahnen, sondern wurde erstmals von Grund auf neu errichtet. Sowohl von der Höhe als auch von der Geschwindigkeit (121 km/h) zählt Zadra zu den Top-10 in Europa. Die 1316 m lange Strecke erreicht eine Höhe von 62,8 m und besitzt eine erste Abfahrt von 90°. Auf der Strecke wurden insgesamt drei Inversionen verbaut: einen Zero-g-Stall und zwei Zero-g-Rolls. Zadra besitzt zwei Züge mit jeweils sechs Wagen. In jedem Wagen können vier Personen (zwei Reihen à zwei Personen) Platz nehmen. Nach gut 30 Minuten Wartezeit durften wir dann endlich diese unglaubliche Achterbahn fahren. Man könnte noch so viel über Zadra schreiben, aber dann würde dieser schon sehr lange Bericht noch einige Seiten länger werden. Während unseres Besuchs sind wir fünf Mal diese Weltklasse-Achterbahn gefahren und es war jedes Mal ein „Hochgenuss“. Für uns eine der besten Achterbahnen, welche wir bislang weltweit gefahren sind (und wir sind sehr viele gefahren).
Auf die jüngsten Besucher wartet in diesem Themenbereich der Vekoma Junior Coaster Frida, welcher uns auch gut gefallen hat. Des Weiteren beherbergt dieser Themenbereich noch den Family Coaster „Draken“ vom italienischen Hersteller Preston & Barbieri. Die Drachenburg ist eine Reise in die mittelalterliche Welt der Magie und der Drachen und hat uns sehr gut gefallen.
Aqualantis
Als Nächstes ging es in den Themenbereich: Aqualantis- das Königreich des Ozeans Aqualantis wurde am 14.7.2021 eröffnet. Dieser Themenbereich ähnelt einer alten, versunkenen Stadt und erstreckt sich über eine Fläche von 6 Hektar. Das Highlight in diesem Parkteil ist Abyssus ein Shockwave Double Launch Coaster von Vekoma, des bekannten niederländischen Herstellers Vekoma. Während der 100 km/h schnellen Fahrt auf der beeindruckenden 1316 m langen Strecke durchfährt man vier Inversionen und erreicht eine Höhe von etwas mehr als 38 m. Zahlreiche Kurven und schnelle Wechsel lassen den Adrenalinspiegel steigen. Insgesamt umfasst dieser sehr schön thematisierte Themenbereich 10 Attraktionen. Der Vekoma Family Boomerang Light Explorer kann neben schön gestalteter Thematisierung auch mit guten Fahreigenschaften überzeugen. Eine weitere Attraktion ist die Grotto Expedition, eine Sightseeing-Bootsexpedition, die durch mysteriöse Höhlen und eine herrliche Lagune außerhalb der Stadt führt. Leider ist der Ein-und Ausstieg in die Boote durch eine sehr tiefe Schwelle gefährlich und bietet leider eine Sturzgefahr. Also Vorsicht beim Ein- und Aussteigen in die eigentlich sehr schöne Attraktion. Weitere sehr schöne familientaugliche Fahrattraktionen runden Aqualantis- das Königreich des Ozeans ab.
Sweet Valley
Die Themenbereichsreise führte uns anschließend weiter in den Themenbereich "Sweet Valley", welcher am 27. April 2024 eröffnet worden ist. Eine Welt voller Schokolade, Kekse und weiterer süßer Köstlichkeiten zieht die Besucher in ihren Bann ziehen. Insgesamt zehn Attraktionen stehen den Besuchern zur Verfügung, wobei zwei spezielle Achterbahnen im Mittelpunkt des Interesses stehen: der Vekoma Mine Train Choco Chip Creek und die Vekoma-Familienachterbahn "Honey Harbour". Choco Chip Creek verfügt neben erstklassiger Thematisierung, welche aber an einigen Stellen noch nicht fertiggestellt worden ist (siehe auch bei Hyperion) über hervorragende Fahreigenschaften. 3 Abfahrten und rasante Kurvenfahrten kann man hier erleben. Für uns eine der besten Minenzüge in europäischen Freizeitparks. Doch nicht nur die Fahrgeschäfte versprechen Nervenkitzel. Das thematische Design von "Sweet Valley" wurde vom niederländischen Unternehmen Jora Vision kreiert. Jora Vision ist in der Branche bekannt für seine beeindruckenden, detailverliebten Designs, die Besucher in eine andere Welt entführen. Dieser Themenbereich rundet die erstklassige Thematisierung der drei letzten Themenbereiche ab.
Energylandia hat sich dadurch in den letzten Jahren als einer der führenden Freizeitparks in Europa etabliert und soll im kommenden Jahr eine Weltneuheit erhalten. Mehr dazu demnächst im zweiten Bericht über das hervorragende Western Camp und die Aussichten für Energylandia im internationalen Vergleich. Durch einen Tunnel unter einer Straße hindurch erreichen wir nun den „alten Teil“ des polnischen Freizeitparks. Zwar gibt es hier auch zahlreiche Weltklasse-Fahrattraktionen aber die Themenbereiche „auf Deutsch“ Märchenland, Familienzone und Adrenalin-Zone verfügen im Gegensatz zu den bislang ausführlich vorgestellten drei Bereichen über keine durchgehende Thematisierung, sondern sind wahllos aufeinander folgend. Gucken wir uns einmal einige dieser Weltklasse-Fahrattraktionen näher an. Der Intamin Mega Coaster namens Hyperion ist am 14. Juli 2018 eröffnet worden. Mit einer Höhe von 78 m ist sie die zweithöchste Achterbahn Europas und die höchste Achterbahn in Europa mit Lifthill (Stand: Mai 2025). Hyperion besitzt zwei Züge mit jeweils sieben Wagen. In jedem Wagen können vier Personen (eine Reihe) Platz nehmen. Der vom Ingenieurbüro Stengel GmbH designete Hyper –Mega Coaster verfügt über eine Streckenlänge von 1450 m., einem maximalen Gefälle von 85° und einer max. Geschwindigkeit von 142 km/h. Man durchfährt einen Tunnel und eine Inversion. Mehrere Airtime-Hügel und Dive-Loops sorgen für unglaublichen Fahrspaß. Für uns ist Hyperion intensiver und actionreicher als viele Achterbahnen in Europa. Am Eingang zur Fahrattraktion muss man sich, wie fast bei allen „großen Fahrgeschäften“, ein Schließfach für seine „Habseligkeiten“ nehmen und dann durch einem Metalldeketor schreiten. Ohne „Fastpass“ haben wir am letzten Freitag im Mai zwischen 30-45 Minuten hier gewartet (letzte und vorletzte Reihe) und am Samstag mit dem von Julia dankenswerterweise zur Verfügung gestellten „Fastpass“ 10 Minuten für die erste Reihe. In der ersten Reihe muss man eine Schutzbrille für diese sehr rasante Fahrt aufsetzen. Die insgesamt drei Fahrten waren ein unglaubliches Erlebnis für uns.
Trotz eines insgesamt über 13-stündigen Aufenthalts in diesem tollen Freizeitpark haben wir es nicht geschafft, alle Fahrgeschäfte „zu testen“, geschweige denn, uns eine Show oder Parade anzusehen. Weitere Highlights wie der Vekoma Launched Coaster „Formula“ oder der Vekoma Suspended Family Coaster „Dragon Roller Coaster“ sind wir jedoch mehrfach gefahren. Bei 27 Grad und viel Sonnenschein musste ich am Samstag kurz vor Parkschluss auch die Intamin-Wasserachterbahn „Speed“ für euch testen. In einem Lift wird man 50 Meter in die Höhe gezogen, durchfährt die 687 Meter lange Strecke in 101 km/h und wird dann zum guten Schluss in das Wasser eingetaucht, sodass man komplett nass aus dieser Wasserachterbahn aussteigt. Im Vergleich zum derzeitigen Mack-Produkt im badischen Rust ist diese Fahrt einiges intensiver und fahrfreudiger. Ich habe diese Fahrt sehr genossen.

Am besagten Samstag genossen wir um 9.45 Uhr die Eröffnungsshow und wunderten uns warum bei 19 Grad (Höchsttemperatur 28 Grad an diesem Tag) die Mehrzahl der Besucher kurz nach dem Eingang mit ihren großen Taschen eine scharfe Kurve nach links nahm und nicht zu den Fahrgeschäften strömte. Es ging für sie alle in den „Water Park“. Dieser Bereich wurde 2016 eröffnet – das Gelände ähnelt einer tropischen Insel und hat eine Menge Attraktionen, Unterhaltung und Spaß zu bieten. Im Water Park kann man sich der Sonne hingeben oder unter einem Sonnenschirm ausruhen, die Rettungsschwimmer sorgen dafür, dass man auch in Gesellschaft seiner Kinder relaxen kann. Es ist ein wunderschönes Gelände, das Wasser ist kristallrein und klar. Der Park bietet zahlreiche abwechslungsreiche Überraschungen, die thematisch und stylisch an das Flair exotischer Inseln anknüpfen. Absoluter Hit der Saison 2018 ist die riesige Wasserspielzone Tropical Fun. Tropical Fun bietet Unterhaltung auf 14 Wasserrutschen, die an jedes Alter angepasst sind und unterschiedliche Schwierigkeitsgrade aufweisen! Es gibt extreme Rutschen, wie beispielsweise die Kamikaze-Wasserrutsche mit Falltür und Rutschen, die der ganzen Familie Spaß machen. Die neue Wasserspielzone Tropical Fun ist das größte Freibad in Polen und eine solche Wasserrutsche, wie die Exotic Fun ist polenweit einzigartig! Zur Verfügung der Gäste stehen 150 Einzel- und Doppelpontons und ein riesengroßer Strand mit Liegen, wo man chillen und relaxen kann. Der Zutritt für die Besucher des Freizeitparks Energylandia ist im Eintrittspreis enthalten. In der Wasserspielzone Tropical Fun gibt es 14 Wasserrutschen und einen mäandrierenden Fluss. Die Wasserspielzone ist hauptsächlich in der Sommersaison und bei günstigem Wetter geöffnet, also wenn die Temperatur auf mindestens 20 Grad Celsius klettert. Wir nutzten aber lieber die unglaublich vielen Fahrgeschäfte im Freizeitpark und hatten dabei auch viel Spaß. Leider verging die Zeit in diesem tollen Freizeitpark wie im Fluge. Aber bestimmt werden wir in den kommenden Jahren hier wieder einmal zu Gast sein.
Ein großer Dank gebührt an dieser Stelle Julia Piotrowicz, von der Pressestelle des größten polnischen Freizeitparks, für die Unterstützung beim Gelingen dieses tollen Aufenthalts. Übrigens, während unseres Aufenthalt im Western Camp waren sehr viele deutschsprachige Gäste vor Ort. In Gesprächen mit Ihnen wurde uns ein sehr guter Eindruck vom Resort übermittelt.
Unser (mein) Fazit
Energylandia ist in wenigen Jahren zum „Capital of Thrill“ (in puncto Anzahl der Achterbahnen) und zu einem europäischen Top-Player gewachsen. In der Qualität der Achterbahnen muss man aber erhebliche Abstriche an der Führungsposition in der Welt machen. Zadra Hyperion Speed, Abyssus und Choco Chip Creek sind in ihren jeweiligen „Modell-Kategorien“ Weltspitze und zählen zu dem Besten was man in den Freizeitparks der Welt „fahren kann“. Ansonsten gibt es viel gutes Mittelmaß aus dem Herstellerkatalog von niederländischen Hersteller Vekoma. Auch die in Energylandia befindlichen Achterbahnen vom italienischen Hersteller SBF Visa Group sind eher unter Durchschnitt in einem Achterbahn-Portfolio. „Mack Produkte“ oder „B&M“ findet man hier leider im Line-Up nicht vor. Indoor-Fahrgeschäfte vermisst man leider fast vollständig hier. Nur eine „merkwürdige“ Geisterbahn dient derzeit als „regenfeste Fahrattraktion“. Hier würden wir uns in der Zukunft über eine Erweiterung im Indoor-Portfolio freuen. Der Eingangsbereich und die angrenzenden Restaurants und Boutiquen verbreiten ein gutes Gefühl und lassen einen voller Vorfreude in den Tag starten. Die von uns getestete Gastronomie konnte überzeugen, und die Mitarbeiter:innen waren nett und freundlich. Die Abfertigung an den Fahrgeschäften war bei unserem Besuch schnell und aufmerksam. Das Preis-Leistungs-Verhältnis zählt derzeit zu den besten in Europa.
Kommen wir nun abschließend zu einem Punkt was Energylandia noch vom Europa Park, Efteling, PortAventura oder dem Disneyland Paris unterscheidet, nämlich die Thematisierung. In den aufgeführten Top Playern in Europa kann man komplett in fremde Welten eintauchen, dass geht derzeit im Freizeitpark in Zator nur in den drei neusten Themenbereichen. Diese können mit den europäischen Top-Playern mithalten, aber der „alte Parkbereich“ versprüht kein Eintauchen in irgendeine fremde Welt. Trotz zum Teil netter Einzelthematisierung und erstklassigen Fahrgeschäften fehlt hier der Esprit. Die zukünftige Entwicklung bleibt spannend. Wir bleiben für Euch am Ball und werden sicherlich diesen tollen Freizeitpark wieder besuchen. Meine Frau und mein Sohn (24 Jahre) fanden das Gesamtpaket mit der Übernachtung im Western Camp hervorragend. Für uns rangiert im Gesamtpaket derzeit Energylandia in den Top 5 in Europa und in den Top 10 Weltweit. Bedauerlich ist aber, dass man selbst aus Berlin über 7 Stunden Autofahrt oder 8,5 Stunden Zugfahrt zum Energylandia benötigt. Es gibt nur sehr wenige Flug-Direktverbindungen aus Deutschland heraus (derzeit Dortmund & Frankfurt) nach Krakau oder Kattowitz. Hoffentlich ändert sich dieses in der Zukunft einmal.