
10. April 2019 - 434 Aufrufe
"Rummel im Plänterwald" – eine besondere Buchvorstellung von Andrej Woiczik
In diesem Jahr wäre der VEB Kulturpark Berlin, später Spreepark Plänterwald 50 Jahre alt geworden. Die sehr wechselvolle Geschichte wird im knapp 300 seitigen Buch Rummel im Plänterwald“ auf sehr lesenswerte Weise zusammengefasst
Nach „Rummel im Spreepark“ (von 2014) und „Spreepark“ von 2017 bildet dieses sehr fassettenreiche und gut geschriebene Buch, über den einst mit 1,7 Millionen Besuchern im Jahr bevölkerten Freizeitpark, den Abschluss der „Spreepark-Trilogie“. Der Schreiber dieser Zeilen hat selbst annähernd 50 Bücher über Freizeitparks in seinem Besitz (und auch alle gelesen) und hat aber nie eins zuvor erlebt, welches mit so viel Herzblut und Engagement geschrieben worden ist.
Auf den knapp 300 Seiten erfährt man, wie der Kulturpark Berlin entstand, wie es zur Privatisierung kam und damit der ewige Rummelplatz zu einem Freizeitpark wurde. Im letzten Teil des Buches, bekommt man einen guten Einblick über die Schließung des Parkes und wie es dem Plänterwald bis heute ergangen ist. Leider wird aber nur auf einer Seite, nämlich auf Seite 274 aufgeführt, wie die Zukunftsaussichten für das ehemalige Spreepark-Areal sind. Hier hätten die drei Autoren Sacha Szabo, Christopher Flade und Ludwig Neumann noch mehr Einzelheiten dem Leser kundtun können. Seit fast drei Jahrzehnten verfolge ich selbst als „Berliner Pflanze“ die Geschichte vom Spreepark/Plänterwald und absolviere gelegentlich meine Laufeinheiten um das ehemalige Freizeitpark-Areal und bin verwundert wie wenig hier seit über einem Jahr von der landeseigenen Landesgesellschaft Grün Berlin GmbH getan wird. Während zeitgleich 35 km vom Grün Berlin-Gelände entfernt, Karls Erlebnisdorf besuchertechnisch mit 1,5 Millionen 2018 in die deutschen Top 7 der größten deutschen Freizeitparks „gewandert“ ist und das polnische Maja Land (112 km vom ehemaligen Spreepark) entfernt im Juni/Juli mit der ersten Holzachterbahn über 500.000 Besucher an die deutsch-polnische Grenze locken wird, fehlen den neuen Plänterwald-Betreibern die Ideen, wie man finanzielle Konzepte umsetzen kann, damit sich für die Betreibergesellschaft das neu erworbene Areal an der Berliner Spree rechnet. Nur „Kleinkünstlern“ eine Möglichkeit zu ihrer Verwirklichung zu bieten, trägt sich halt bei jährlichen Betriebskosten von 5 Millionen Euro nicht. Die Berliner Politiker wursteln gerne am BER, ICC, Olympiagelände, Wohnungsbaupolitik, Autobahn und natürlich auch am ehemaligen Spreepark-Areal herum, verschrecken Investoren und sehen sich als Moralapostel und verhindern sehr gerne mit ihren weltfremden Entscheidungen millionenschwere Investitionen für die „Möchtegern-Weltstadt“. Tivoli Kopenhagen, Merlin Entertainment, die Herren Mack, sowie die Firma „Plopsa“ zeigten Interesse an dem ehemaligen Spreeparkgelände, wurden aber mit finanziellen, parkplatztechnischen und Umweltschutzbedingungen und noch weiteren „Fakten“ vor den Kopf getreten. Die Berliner Politik will keinen Freizeitpark in Berlin, sondern nur alternativen, stattlich subventionierten „Kunstgenuss“.
Nun aber nicht weiter Ausschweifen sondern weiter im Text des sehr lebenswerten Buches. „Rummel im Plänterwald“ nimmt den Leser auf eine Zeitreise von den Planungen zum VEB Kulturpark Berlin bis zum Niedergang vom Spreepark mit und bietet dabei unglaublich viele neue Informationen über den Park. Es gab sogar schon detaillierte Pläne den Eingangsbereich mit einem Schloss bzw. einer Burg zu versehen, aber aus unterschiedlichen Gründen scheiterte dieses Projekt. Generell kommt man nach dem Lesen des Buches zu dem Ergebnis, dass mit staatlicher Unterstützung und nicht mit einer tatsächlichen „Zerstörungspolitik“ von Bezirk und Senat, der Spreepark weiter erfolgreich am Leben gehalten hätte werde können.
Besonders eindrucksvoll sind die vielen sehr interessanten Bilder. Sie lassen den Park lebendig werden, auch wenn man noch nicht selber dort war und nehmen einen auf eine weitere Zeitreise mit. Der Schreibstil der drei Autoren ist klar und informativ. Die Chronologie bietet des Weiteren ein gutes Nachschlagwerk.
Fazit
Ich kann dieses Buch allen Freizeitpark-Liebhabern wärmstens empfehlen. Das Werk lässt die alten Zeiten wieder aufleben und die schönen Bilder runden den tollen Eindruck ab. Des Weiteren erkennt man auf vielen Seiten, dass dieses Buch mit Herzblut geschrieben worden ist. Ein tolles Vermächtnis für „den Rummel im Plänterwald“. An dieser Stelle möchte ich mich bei Ina Beneke vom Büchner-Verlag bedanken, welche uns dieses sehr lesenswerte Buch zur Verfügung gestellt hat.