
15. April 2020 - 207 Aufrufe
Heidekreis schreit nach Wieder-Hochfahren der Branche - Lockerung in Sicht?
Freizeitparks, Hotel, Gaststätten und viele andere Betriebe durch Corona stark betroffen
Heidekreis. Deutschland kennt den Heidekreis mitten in Niedersachsen als „Orlando Europas“, mit seinen imposanten Freizeitparks, mit Serengeti, Heide Park und dem Weltvogelpark. Jährlich kommen allein in diese Anlagen über zwei Millionen Besucher aus aller Welt. Aber auch die in Europa einmaligen Heideflächen im Norden des Kreises animieren Hunderttausende von Menschen, ihren Kurzurlaub gerade hier zu machen und die vielen Wander- und Radwanderangebote dieser einmaligen Region zu nutzen. Mit Landrat Manfred Ostermann steht ein „Botschafter“ dieses Heidekreises ganz vorn mit seinen Touristikgedanken, unterstützt die „Leuchttürme“ mit enormen Einsatz und hat um sich herum mit seinen Touristikern in den Städten und Dörfern ein sehr gut funktioniertes Management aufgebaut. „Bei uns läuft der Tourismus,“ hat er noch im letzten Jahr gesagt, als wieder einmal die Übernachtungszahlen die besten im Bereich der Lüneburger Heide waren.
Und heute? Es ist sehr still geworden in der Heide. Man darf nicht mehr kommen. Ostern wäre für die Freizeitparks bei diesem Wetter ein erstes wichtiges Highlight gewesen, Tausende hätten sie besucht. Aber Corona hat alles jäh gestoppt. Kein Mitarbeiter in den Parks, in denen sonst fast 1000 im Heidekreis beschäftigt sind. Nur „Notarbeiten“, die sichergestellte Versorgung der unzähligen Tiere im Serengeti-Park, in dem gerade jetzt sehr viele Tiere geboren werden, oder auch im Weltvogelpark. „Wir haben zunächst auf Anordnung der Bundesregierung bis zum 18. April geschlossen.“ Was danach passiert, wisse man noch nicht. Betroffen sind die vielen Mitarbeiter, betroffen sind aber auch viele Hotel, Restaurants, Pensionen, Geschäfte , Tankstellen und andere mehr, die geschlossen sind und keine Gäste empfangen dürfen. „Wir haben Kurzarbeit angemeldet,“ heißt es aus Hotelkreisen,“ man hoffe auf die Politik, und endlich auf Zeichen aus Hannover oder Berlin, wie es mit dem wohl wichtigsten Wirtschaftszweig dieses Landkreises, dem Tourismus, weitergehen soll. -Wir fragten nach, bei den Politikern, Freizeitparks und bei der DEHOGA und sahen ganz leise Anzeichen einer möglichen Entspannung, „obwohl fir uns alle die Sicherheit eines Menschen ganz vornan stehen muss,“ sagt Klaus Anger, stellvertretender Kreisvorsitzendes Hotel- und Gaststättenverbandes.
Freizeitparks im Heide-Kreis- „Wir haben noch keine Reaktion der Politik“
In dem größten deutschen Freizeitpark, dem Europa-Park Rust, trafen sich in der letzten Woche die Mitglieder des Verbandes der deutschen Freizeit- und Erlebnisparks, zu einer Krisentagung. Nach Ansicht der Parks berge der Besuch ein deutlich geringeres Infektionsrisiko, als es innerhalb von Fußgängerzonen, Einkaufszentren, der Nutzung des ÖPNV oder gar bei einer Großveranstaltung besteht. Man hoffe, dass die Politik eine Möglichkeit finde, eine gewisse Lockerung der Öffnungszeiten in der nächsten Zukunft zu genehmigen. In der Regel handele es sich um weitläufige Outdooreinrichtungen, die eine bestmögliche Luftzirkulation aufweisen. Der internationale Freizeitparkexperte Andrej Woiczik aus Berlin dazu: „Ich könnte mir vorstellen, dass ein Heide Park beispielsweise im Juni wieder öffnen könnte.“ Wenn die Politik es will. Der Berliner, der sämtliche Freizeitparks weltweit bereist, glaubt nicht an das Gerücht, dass die Parks in diesem Jahr nicht mehr öffnen werden, „obwohl zurzeit weltweit kein Freizeitpark offen ist.“

Dr. Fabrizio Sepe, Direktor des Serengeti-Parks in Hodenhagen, sieht durchaus Möglichkeiten für eine begrenzte Öffnung des Tierparks. "Wir könnten nur das Tierland anbieten und mit den Fahrzeugen unserer Besucher durchfahren lassen. Anhalten wäre nicht erlaubt. Aber so können sie den zahlreichen Nachwuchs, den wir in diesen Tagen erleben, aus ihrem Auto völlig gefahrlos erleben." Septe sieht sogar bei den Übernachtungsmöglichkeiten des Parks Möglichkeiten für eine vorsichtige Öffnung und weist auf die "Familienhütten" des Serengeti-Parks hin. Es werde verstärkt darauf geachtet, dass die Abstände zwischen den Besuchern eingehalten werden. Heißt auch, dass der Park nur eine bestimmte Anzahl von Besuchern hineinlassen werde, um einen möglichst reibungslosen Ablauf zu garantieren. Er sei im ständigen Bereich mit der Politik und hoffe auf eine baldige Lösung, auch und vor allem im Sinn seiner Mitarbeiter.
DEHOGA: „Vorsichtig in ein Wiederhochfahren gehen“
„Ja, wir würden es bestimmt alle begrüßen, wenn wir schrittweise wieder hochfahren dürfen,“ sagen Jens Asche, Vorsitzender der DEHOGA Heidekreis und stein Stellvertreter Klaus Anger wie aus einem Mund. Nach einer Umfrage unter ihren Kollegen im Heidekreis weisen sie aber auch darauf hin, dass es für eine vorsichtige Wiedereröffnung einige Voraussetzungen gibt. Es müsse beispielsweise geklärt werden, ob denn weiterhin nur Geschäftsreisende in den Hotels übernachten dürfen. „Dann macht es für uns keinen Sinn, wieder hochzufahren,“ sagt Klaus Anger. Man erwarte jetzt dringend touristische Gäste. Allein zu Ostern gab es keinen Gast in irgendeinem Hotel des Heidekreises, zu einer Zeit, wenn der erste Jahreshöhepunkt ansteht. Zu klären wäre ein Mindestabend im Restaurant von mindestens zwei Metern, bei einer Gastfläche von bis zu 400 qm. Und die Frage, wer denn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Häuser schützt. „Wieviel Vorlaufzeit bekommen wir? Da wir derzeit kaum Lebensmittel haben, müssten wir erst einkaufen und die Vorlauffristen sind 4-5 Tage, fragt der gestandene Walsroder Hoteldirektor Anger. Von Seiten des DEHOGA würde man es als positives Signal empfinden, wenn hier tiefgründig darüber nachgedacht werde. Sicherheit gehe natürlich immer noch vor und es wäre sicherlich hilfreich, wenn die eingeführten Erleichterungen (Zuschüsse/Steuerstundungen etc) noch bis Ende des Jahres bestehen blieben. „Nur weil wir eventuell wieder aufmachen dürfen, heißt das nicht, dass wir sofort unsere Häuser voll haben und uns vor Gästen nicht mehr retten können,“ so Jens Asche. Man bleibt bei der DEHOGA also erst einmal sehr vorsichtig.
„Rettungsschirm für den Tourismus“
Gudrun Pieper, CDU-Landtagsabgeordnete und Vorsitzende im Wirtschaftsausschuss des Heidekreises weist in ihrem Statement auf die außerordentliche Bedeutung des Heidekreises als Tourismusregion hin. „Durch den Corona-Virus sind wir praktisch von 100% auf 0% ausgebremst worden. Neben unseren Freizeitparks, Gastronomie, Hotellerie, kulturellen Einrichtungen, Handwerk, Handel und Dienstleistungsbetrieben werden wir auch Auswirkungen im Arbeitsmarkt erleben.“ Insofern müsse man neben allen gesundheitlichen Aspekten auch über wirtschaftliche Aspekte zukunftsfähige Lösungen erarbeiten, wie man behutsam und in kleinen Schritten wieder ein Stück zur Normalität zurückkehren könne. Die Schwarmstedter Politikerin könne sich vorstellen, dass in den Bereichen, in denen mit Abstand, Personenzahl, Hygienevoraussetzungen usw. Voraussetzungen geschaffen werden, vorsichtig in den Alltag zurückgekehrt werden. Dabei gehe die Gesundheit der Menschen absolut vor. Sie dürfe nicht durch voreilige Beschlüsse aufs Spiel gesetzt werden. „Ich sage da nur: In China und Korea erleben wir gerade wieder den Anstieg der Kurve“- Man müsse das mit aller Kraft verhindern, denn unser Gesundheitssystem, vor allen Dingen die vielen Beschäftigten in diesem Bereich, dürfen nicht überlastet werden. Ihnen gebührt nicht nur unser ganzer Dank, sondern auch jegliche Unterstützung. Für den Tourismusbereich sei es an manchen Stellen nicht immer so einfach, zu helfen, so Pieper. Denn einige Einrichtungen in Niedersachsen seien nicht privat geführt, sondern auch unter kommunaler Trägerschaft und konnten bisher nicht von der Corona-Hilfe profitieren. Daher müsste man auch hier einen gezielten Rettungsschirm bundesweit aufspannen.

Der Landrat: Hoffnung auf die nächste Woche
Landrat Manfred Ostermann, großer Verfechter eines intakten Tourismus im Heidekreis, sagt, dass aufgrund der Corona-Pandemie neben vielen Wirtschaftsbereichen auch die Tourismusbranche, die Hotellerie, die Gastronomie und die vielen Freizeit-und Ferienparkanlagen hart getroffen seien. „Von einem zum anderen Tag ist alles zum Erliegen gekommen. Der entgangene Saisonbeginn zu Ostern ist nicht nachholbar.“ Mittlerweile hätten sich alle an die besonderen Hygiene- und Abstandsregeln gewöhnt. „Wir tragen sie mit. Ich hoffe und wünsche mir daher sehr, dass es ab der kommenden Woche Lösungen für eine Lockerung und ein behutsames Wieder-Hochfahren dieser Branche geben wird.“ Ein klein wenig Optimismus für alle, die in dieser Branche tätig und so sehr auf ein gutes Funktionieren angewiesen sind.