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News Kategorie Sonstiges
19. April 2023 - 1478 Aufrufe

Kolmarden und der vielleicht beste Hybrid Coaster der Welt: Wildfire!

Von Torsten Jansen, Fotos: Susanne, Luke und Torsten Jansen

Freizeitparkfans aus aller Welt pilgern seit Wildfire in den schwedischen Natur- und Tierpark Kolmarden, welcher auch ein paar familienfreundliche Fahrgeschäfte bietet. Dieser Report ist aus der Sicht von leidenschaftlichen Achterbahnfans geschrieben und wird sich hauptsächlich nur auf Wildfire konzentrieren, die immer wieder in der Freizeitparkszene als eine der besten Holzachterbahnen der Welt bezeichnet wird.

Kolmarden liegt mitten in einem großen Naturschutzgebiet Schwedens und ist ca. 140 km westlich von Stockholm sowie ca. 330 km östlich von Göteborg entfernt. Am Park angekommen kommt schnell die Frage auf „sind wir hier überhaupt richtig?“, denn alles sieht aus wie in einem großen zoologischen Garten und von Wildfire ist weit und breit nichts zu sehen, auch im Eingangsbereich gibt es zunächst keinerlei Hinweis darauf. Erst auf dem ersten Wegweiser im Park ist die Weltklassebahn ganz am Ende des Parks eingezeichnet. „Hurra, wir sind richtig!“ Jetzt heißt es „sehr gut zu Fuß sein“, denn Wildfire ist noch lange nicht erreicht und der Weg dahin ist nicht nur lang, sondern führt auch über mehrere Hügel, so dass wir dringend empfehlen, direkt die Rolltreppe in der Nähe des Eingangsbereich zu wählen, um sich wenigstens einen großen Anstieg zu sparen. Erst sehr spät sehen die Besucher aus der Ferne erstmalig die handwerkliche Meisterleistung aus Holz, welche perfekt in die wunderschöne schwedische Felslandschaft und Botanik integriert wurde. „Was für eine Bahn, unfassbar, dass sie hier in diesen Park so hinein gebaut wurde“, ruft einer unserer Achterbahnfangruppe.

Schnell noch ein wenig den Adrenalinpegel weiter steigern, indem direkt am Tigergehege vorbei gegangen wird, und dann ist der Eingangsbereich von Wildfire endlich erreicht. Wir empfehlen, sehr früh morgens am Park zu sein und direkt schnell zu Wildfire zu laufen. Die meisten Parkgäste benötigen erst einige Zeit, um in die Nähe der Holzachterbahn zu gelangen. Dort steht auch die große Halle mit Tribüne, wo mehrmals täglich die Delphinshow veranstaltet wird und ab mittags füllt sich entsprechend das Areal um Wildfire herum auf, so dass dann die Wartezeit in die Höhe schnellt. Am Tagesbeginn in der Hauptsaison bis ca. 12 Uhr steht Ihr erfahrungsgemäß zwischen 10 bis 30 Minuten mit steigender Tendenz bei Wildfire an. Nach der ersten Delphinshow kann sich die Wartezeit für den Rest des Tages deutlich höher bis zu ca. einer Stunde einpendeln. Im Gegensatz zum herausragenden Fahrerlebnis steht die Abfertigung der Passagiere, welche weltweit nirgendwo langsamer zu sein scheint. Ähnlich wie bei der völlig unnötig in die Länge gezogenen Abfertigung der Expedition GeForce im Holiday Park werden zunächst nur die Sicherheitsgurte von vorne bis hinten gecheckt und erst danach nochmal von vorne bis hinten die Bügel des Rückhaltesystems. Beim häufig lustlos wirkenden Personal von Wildfire fällt jedoch nicht nur deren sehr geringes Tempo auf, sondern auch, dass sie immer eine Pause einlegen sobald sie einen Fahrgast bemerken, der den Sicherheitsgurt einmal verdreht hat bevor er geschlossen wurde. Dann wird erst einmal ein langer Vortrag gehalten und dieser Fehler nur langsam korrigiert. Auch in der Hauptsaison haben wir leider nie mehr als einen Zug fahren sehen.

Die Fahrt mit einer der besten Holzachterbahnen weltweit

So, genug der spaßbremsenden Infos, jetzt geht es endlich los mit der Beschreibung des Fahrgefühls, wofür es sich lohnt bis nach Schweden zu pilgern und alle damit verbundenen Strapazen auf sich zu nehmen:
Wir starten im typischen RMC Zug (Rocky Mountain Construction), der mit Gurt und Bügel doppelt sichert und zusätzlich mit einer Gummilasche auf die Schienbeine drückt. Ein Zug besteht aus sechs Wagen mit jeweils 2 Zweisitzern, so dass insgesamt 24 Personen Weltklassefahrspaß erleben können. Die theoretische Kapazität mit zwei Zügen beträgt 960 Fahrgäste pro Stunde. Mit dem Kettenlift geht es im 45 Grad Winkel 56 Meter nach oben und währenddessen beschenkt uns Wildfire mit einer atemberaubenden Aussicht auf eine wundervolle Wald- und Seenlandschaft, welche sich für immer im Langzeitgedächtnis einprägt. In einer kleinen Abwärtshelix und anschließenden kleinen Hügel baut Wildfire Spannung auf, für den gigantischen First Drop aus 49 Metern in einer gefühlt senkrecht Vertikalneigung von 83 Grad. Mit der Spitzengeschwindigkeit von 115 km/h rast Wildfire hoch in eine Zero G Stall, wo Sie ca. 4 Sekunden Schwerelosigkeit über Kopf erleben, ein einfach göttliches Fahrgefühl, wovon Sie niemals genug kriegen können. Nach einer Linkskurve kommt dann der nächste Streich vom amerikanischen Kultkonstrukteur Alan Schilke, welcher die weltweit bekanntesten RMC Layouts entworfen hat, u. a. Untamed (Walibi Holland), Steel Vengeance (Cedar Point), Zadra Energylandia oder Iron Gwazi (Busch Gardens Tampa Bay).

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Foto: Susanne, Luke und Torsten Jansen | Attraktion: Wildfire

Der Zug fährt hoch in einen Outward Bank Top Hat, wobei die Passagiere in der Senkrechten nach rechts außen gedrückt werden. Jetzt wird der Zug weit nach links fallend zurück gedreht und durchfährt einen Tunnel. Anschließend folgt eine Links-rechts-Kombination und dann heißt es: „Bitte Lächeln“ für das Onridefoto, das direkt nach einem kleinen Airtimehügel geschossen wird. Das Feuerwerk der abgefahrenen Fahrfiguren inmitten der schönsten Natur geht erbarmungslos weiter. Nach einem kleinen Outward Bank Top Hat folgen unmittelbar ein lang abfallender Corkscrew Float sowie zwei kleinere kurvige Hügel, die alle perfekt in die Felsenlandschaft harmonisch integriert wurden. Weiter geht’s in eine Heartline Roll, wo Sie zum dritten Mal während der rasanten Fahrt auf den Kopf gestellt werden. Nach einen kleinen Hügel mit Neigung nach rechts folgt direkt nach Überfahrt eines Felsens das Finale mit einem kleinen Drop in eine Links-rechts-links-Kurvenkombination. „What a ride!“ brüllen einige waghalsige internationale Achterbahnfans. Wildfire ist definitiv eine der besten Achterbahnen der Welt in einer wunderschönen natürlichen Umgebung, die jede künstliche Thematisierung in den Schatten stellt. Wildfire ist ein Mustride für alle Achterbahnfans dieses Planeten. Während der Fahrt habt Ihr nur sehr selten Einblick in den Fahrverlauf, so dass hinter jedem Felsen und jedem Baum die nächste Mega-Überraschung auf Euch wartet. Insgesamt seid Ihr auf der 1,3 km langen Strecke ca. 2 Minuten unterwegs und dabei bis zu 4 G ausgesetzt, um auf allerhöchsten Spaßniveau Euer Leben zu feiern.

Die Spaßmaschine ist seit 2016 in Betrieb und hat ca. 11 Millionen Euro gekostet. Dies erscheint recht günstig, wenn man bedenkt, dass Fenix im Toverland 17 Millionen Euro gekostet hat und man für dieses Geld Wildfire plus Karacho aus Tripsdrill hätte bauen können. Aber wir kommen vom Thema ab und wollen hier keine Diskussion über eventuelle strategische Freizeitparkmanagementfehler provozieren.

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Foto: Susanne, Luke und Torsten Jansen | Attraktion: Wildfire

Bleiben wir lieber noch ein wenig in Kolmarden und schauen uns um, was neben Wildfire noch sehr zu empfehlen und in der Freizeitparkwelt herausragend ist. Da fällt die weltweit einzigartige Gondelsafari auf. Auf einer Strecke von über 2,6 Kilometern schwebt Ihr 27 Minuten über die weitläufigen und naturbelassenen Gehege des Parks. Darin befinden sich viele verschiedene Tierarten wie z. B. Bären, Löwen, Giraffen oder Elche. Während der Fahrt habt Ihr auch eine herrliche Aussicht auf Wildfire und könnt sensationelle Bilder schießen. Auf den Fußweg zu Wildfire und am Ende des Tages zum Eingang zurück, kommt Ihr an sehr schön angelegte Tiergehege vorbei und bekommt auch eine Greifvogelshow geboten. Wer viel Mut und zusätzlich Geld hat, kann im Tigergehege den Tigern bei der Fütterung sehr nahe kommen. FAZIT: Kolmarden muss wegen der Weltklasse Holzachterban Wildfire besucht werden und kann mit der Attraktion Safari sowie einen sehr schön gestalteten Natur- und Tierpark zusätzlich punkten.

Teaser Kolmården und der vielleicht beste Hybrid Coaster der Welt