
15. Februar 2023 - 1057 Aufrufe
Personen d. Freizeitparkwelt: Torsten & Dörthe von dein-dlrp.de
Anlässlich von 20 Jahren Freizeitpark-Welt.de stellen wir euch in loser Reihenfolge Personenen der vielfältigen „Freizeitparkwelt“ näher vor. Zuletzt hatten wir ein Interview mit EPfan95 und Myrollercoasterdream geführt. Nun stellen wir euch die langjährigen Betreiber von dein-dlrp.de näher vor!
Heute: Torsten und Dörthe! von dein-dlrp.de
dein-dlrp.de ist der größte deutschsprachige Reiseführer über das Disneyland Resort Paris und informiert mit viel Liebe zum Detail über das Resort, die beiden Parks und alle Möglichkeiten einen Kurzaufenthalt bei Paris zu verbringen. Doch nicht nur das: Auch die amerikanischen Disney-Destinationen werden auf der technisch aufwendigen Website vorgestellt und machen Lust auf eine Reise in die Disney-Welt.Torsten und Dörthe sind die beiden Gründer von dein-dlrp.de und teilen in unserem Interview ihre ganz persönliche Meinung über den aktuellen Zustand des Disneyland Resort Paris und die Unterschiede zu den US-Disney Destinationen. Was sind die Lieblingsattraktionen der beiden und welche Verbesserungen wünschen sie sich am meisten? Das und mehr im nachfolgendem Interview. An dieser Stelle schon mal ein herzliches Dankeschön, dass ihr mit uns dieses Interview geführt habt.
Das Interview
Aber es geht schon darüber hinaus und dabei unterscheiden sich die Beweggründe zwischen Disneyland Anaheim und Walt Disney World durchaus, so, wie sich beide Resorts gewaltig unterscheiden. Ich fange mal mit Disneyland in Anaheim an, weil die Eindrücke gerade frischer sind. Ganz vorne steht da die besondere Stimmung, die Atmosphäre. Hauptausschlaggebend ist da natürlich beim Disneyland Park, dass es etwas ganz Besonderes ist, durch den Park zu laufen, den Walt Disney selbst noch aktiv mitgestaltet hat und durch den er selbst gelaufen ist. Über „seine“ Main Street U.S.A., durch „sein“ Schloss zu laufen und vieles mehr, wo quasi noch Walts Atem zu spüren ist. Das ist aber nicht alles. Das Resort wirkt unheimlich entspannt, die extreme Kompaktheit zwischen den Parks, noch viel mehr, als in Paris, ist auch etwas Besonderes
Walt Disney World ist natürlich das genaue Gegenteil zum letztgenannten Punkt in Anaheim. Es ist das Gegenteil von kompakt. Das massive Gegenteil. Und genau das fasziniert mich dann doch auch wieder. Alles in allem ziehe ich das sogar der Kompaktheit von Anaheim vor. Ich liebe es, die riesige Vielzahl an Resorts erkunden zu können, mit dem Skyliner, der Monorail oder auf den vielen Bootsrouten von Walt Disney World zwischen Parks, Hotels/Resorts oder auch generell hin und her zu fahren, hier einen Snack zu essen, dort ein Unterhaltungsangebot im Hotel wahr zu nehmen, da einfach am Strand des nächsten Hotels zu entspannen. Zudem gibt es in Walt Disney World, ganz abseits, der Parks, einfach unheimlich viel zu tun. Am Nachmittag mal schnell eine Runde Footgolf? Am Abend auf einen der tollen Minigolfkurse? Am nächsten Morgen eine Guided Tour und am nächsten Abend eine Dinner Show? Die Möglichkeiten sind unendlich. Wir planen ja gerade unseren nächsten Aufenthalt. Im Gegensatz zu unserem letzten im vergangenen Spätsommer/Herbst, bei dem wir in 10 Wochen Florida, sicher ca. 6-7 Wochen in Walt Disney World zugebracht haben, für uns einen Kurzaufenthalt, den der WDW-Anteil von 5 ½ Wochen Florida liegt dieses Frühjahr nur bei 18 Tagen. Und wir müssen schon streichen von den Dingen, die wir erleben wollen. Ganz ehrlich: Ich könnte problemlos die Zeit in Walt Disney World zubringen, ohne die Parks zu besuchen und könnte trotzdem ein abwechslungsreiches Programm haben. Und auch nach alles in allem jetzt ca. 18 vollen Wochen Walt Disney World in den letzten 6 bis 7 Jahren, gibt es immer noch Dinge, bei denen wir bei unserer Planung sagen müssen „Mensch, das wollten wir doch immer mal machen, jetzt bekommen wir das schon wieder nicht unter“


Disneyland Paris
Disneyland Park: Pirates of the Caribbean
Walt Disney Studios Park: Tower of Terror
Walt Disney World
Magic Kingdom: das ist besonders schwer. Aber ich nehme tatsächlich die Country Bear Jamboree, weil ein Tag im Magic Kingdom ohne die Country Bear Jamboree für mich nicht vorstellbar ist. Ok, ohne den Peoplemover auch nicht und ohne Jungle Cruise und ohne…, nein, gut, ich habe versprochen, es mit einer zu versuchen
EPCOT: Spaceship Earth
Hollywood Studios: Mickey & Minnie’s Runaway Railway (auch wenn ich es der Attraktion übel nehme, das dafür der Great Movie Ride weichen musste, der Hetz und Seele der Studios war und sonst an der Stelle stehen würde)
Animal Kingdom: Expedition Everest
Disneyland Resort
Disneyland Park: das ist mindestens genauso hart, wie das Magic Kingdom, weil zu viele Herzen in meiner Brust schlagen, aber ich nehme mal die Matterhorn Bobsleds
Disney California Adventure: Radiator Springs Racers
Disneyland Paris
Disneyland Park: Big Thunder Mountain
Walt Disney Studios Park: Tower of Terror
Walt Disney World
Magic Kingdom: Haunted Mansion
Epcot: Spaceship Earth
Hollywood Studios: Falls Walt Disney Presents als Attraktion zählt, dann die, sonst wäre es Mickey & Minnie’s Runaway Railway
Animal Kingdom: Expedition Everest
Disneyland Resort
Disneyland Park: Sleeping Beauty Castle Walkthrough
Disney California Adventure: Radiator Springs Racers
Eigentlich ist es so simpel. Zumindest war es das. Oder auch nicht, denn es war es ja gar nicht von Anfang an so, dass Paris stiefmütterlich behandelt wurde. Ganz und gar nicht, sondern im Gegenteil. In der Planungsphase, nachdem 1987 die Verträge zum Bau mit der französischen Regierung geschlossen worden waren, in der Bauphase und bei den Ambitionen, was man sich erhoffte, wie das Resort schon bald erweitert werden sollte, war das eine ganz andere Geschichte. „Wir“ haben in Paris den mit Sicherheit zum Zeitpunkt des Baus schönsten Park des Magic-Kingdom-Typs bekommen. Und von den Grundanlagen ist er das vielleicht heute noch. Zudem den detailreichsten, mit großartigen (und teuren) Elementen, wie den Arkaden, mit besonders gelungenen Versionen bekannter Attraktionen, mit wunderschönen Arealen zum Spazieren und Entdecken und und und. Dazu tolle Hotels von renommierten Architekten und vieles mehr. Geplant war, dass innerhalb weniger Jahre der zweite Park, eine europäische Version der MGM Studios aus Walt Disney World, kommen sollte, bis 2017 hatte man sich verpflichtet, einen dritten Park zu eröffnen, zudem war ein besonders toll gestalteter Wasserpark quasi fix geplant usw. Also das genaue Gegenteil von dem, was man unter einer stiefmütterlichen Behandlung verstehen würde. All das basierte aber auf viel zu hohen Erwartungen der Walt Disney Company. Nachdem Tokyo wie eine Bombe eingeschlagen hatte und von sofort auf gleich ein Megaerfolg gewesen war, erwartete man für Paris genau das gleiche – oder teils noch mehr. Es wurde mit absurd hohen Besucherzahlen gerechnet – in den Schätzungen, die als realistisch angesehen wurden und noch mehr in den Schätzungen, die man als zumindest erhoffbar angesehen hat (für das erste volle Jahr hat man sich sogar mit einem Park mehr erhofft, als bis heute mit 2 Parks je erreicht wurde). Zudem mit viel, viel höheren Ausgaben der Gäste vor Ort, als jemals hätten realistisch erzielt werden können. Teils lagen diese Erwartungen an die Ausgaben der Gäste für 1992 bei höheren absoluten Werten, als diese 2022, 30 Jahre später, trotz Inflation (und weit über der Inflation liegenden Preiserhöhungen in Disneyland Paris) erreicht wurden, teils 4-5x höher, als das, was erreicht wurde. Insbesondere beim Merchandise hatte Disney sich massiv verschätzt, aber auch beim Essen (hier gab es zudem, wie in vielen anderen Bereichen auch, aber das im Detail zu besprechen würde jetzt zu weit führen, massive kulturelle Fehleinschätzungen), bei den durchschnittlich pro Übernachtung zu erzielenden Preisen für die Zimmer etc.
Und damit sind wir beim Geld. Allerdings lässt sich das auch nicht auf die viel geringer als erwartet liegenden Einnahmen reduzieren, sondern dabei muss man auch beachten, wie Euro Disney strukturiert und finanziert worden war. Nachdem Tokyo so erfolgreich gewesen war, aber Disney eben nicht gehört, sponn man um Euro Disney ein komplexes Netzwerk an Unternehmen, Holdings, Investment Companies etc. die Disney quasi die volle Kontrolle über den Betrieb von Euro Disney sichern sollten, obwohl Disney nicht der absolut mehrheitliche Eigentümer der zentralen Gesellschaft, der Euro Disney SCA, war, sondern, auf Grund von Marktbestimmungen in Frankreich, nur 49% des Unternehmens hielt. Außerdem sahen die Verträge zwischen der Walt Disney Company und der Euro Disney SCA eine für die Walt Disney Company sehr lukrative Umsatzbeteiligung über Lizenzgebühren und Managementgebühren vor.
Allerdings hatte man der Euro Disney SCA ein ordentliches Päckchen zu tragen gegeben, zusätzlich zu den hohen Gebühren, denn wie geschrieben war das Resort sehr teuer. Aber man dachte das leisten zu können, weil man eben von viel zu hohen Erwartungen ausging. Davon war ein zu hoher Anteil über Kredite und ein zu geringer aus Eigenkapital der Walt Disney Company bzw. aus der Euro Disney SCA zur Verfügung gestelltem Eigenkapital finanziert worden. Zu recht hohen Zinssätzen. Nun traten die Erwartungen aber nicht ein, nicht einmal annähernd und weder bekam die Walt Disney Company die erhofften Einnahmen durch die Gebühren, noch konnte die Euro Disney SCA die Last der Kredite tragen, nicht einmal, um das operative Geschäft zu finanzieren und schon gar nicht für geplante Erweiterungen. Schon bald musste man sich, um überhaupt noch eine Insolvenz vermeiden zu können, einen Investor an Bord holen. Das geschah mit dem saudischen Prinzen al-Walid ibn Talal Al Saud. Aber es kam für einen Preis. Der Prinz übernahm signifikante Anteile, zunächst 24%, später reduziert auf 17%, noch später 10%, des Unternehmens, Disney reduzierte seinen Anteil auf 39% und musste zudem auf große Teile der vertraglich vereinbarten Lizenz- und Managementgebühren verzichten (wenn auch der Vereinbarung nach zunächst nur bis 1999), um der Euro Disney SCA Luft zum Handeln zu verschaffen. Es ist, am Rande gesagt, aber eine Legende, dass Disneyland Paris wegen dieser Gebühren zum Scheitern verurteilt war, denn auch wenn es die vertraglich gab, waren sie, auf Grund der Finanzlage, de facto für den Großteil der Geschichte von Disneyland Paris größtenteils, teilweise sogar ganz, ausgesetzt, auch weit über das ursprünglich mit al-Walid vereinbarte 1999 hinaus.
Ergebnis des Ganzen: Weniger Einfluss, weniger Geld, dennoch immer noch wenig Aussichten auf Besserung ➔ geringeres Interesse am Projekt ➔ stiefmütterliches Behandeln. Zwar wurde dann doch recht schnell Space Mountain gebaut (bis heute, also seit fast 28 Jahren die letzte große, kapazitätssteigernde Attraktion im Disneyland Park statt nur eines Umbaus!) und ließ sogar Besserung erhoffen und bald war das Resort sogar erstmals in den schwarzen Zahlen, aber dann kam der Bau der Walt Disney Studios, bei denen man nun das komplette Gegenteil des Disneyland Parks gemacht hat. Nicht zu teuer, nicht sehr detailreich, aber das Ergebnis war (erwartbar) dasselbe: Es lief nicht, weil man nun in die Gegenrichtung zu extrem war. Ergebnis war das zurück ins Desinteresse. Und heute? Auch wird Disneyland Paris in jeder Hinsicht stiefmütterlich behandelt. Man sieht das ja an allen Ecken und Enden. Sogar bei den, eigentlich lange ersehnten Erweiterungen, für die Walt Disney Studios, denn die sind viel kleiner, abgespeckt und brauchen viel länger, als in anderen Resorts. Was ist der Grund dafür? Wohl nicht mehr die finanzielle Situation. Zwar werden die Ergebnisse der Euro Disney SCA nicht mehr so detailliert veröffentlicht, wie das früher verpflichtend war, als das Unternehmen an der Börse gehandelt wurde, aber den letzten Earning Calls der Walt Disney Company nach läuft es jetzt doch deutlich besser und Disneyland Paris hat sich zum signifikanten Umsatzbringer unter den Parks & Resorts hochgearbeitet. Und genau da liegt vielleicht der Grund, warum es JETZT immer noch stiefmütterlich behandelt wird, denn aktuell strömen die Leute hin, sind die Parks und Hotels voll, auch wenn man nichts oder kaum was tut, um das Produkt auszubauen und zu verbessern. Warum also wirklich viel tun, wenn es doch auch so läuft und man eben nicht die massive Konkurrenzsituation wie z.B. in Orlando hat? Ok, das war jetzt nicht wirklich kurz, aber ehrlich, ich weiß nicht, wie ich dieses vielschichtige Problem noch kürzer erläutern soll.