Belantis steht vor Verkauf an Parques Reunidos

Seit Jahren gibt es Spekulationen über einen Verkauf der EVENT PARK GmbH – dem Unternehmen hinter dem Freizeitpark BELANTIS - welche in einem Interview mit der Leipziger Volkszeitung auch nochmals bestätigt worden sind. Insidern zufolge gab es bereits in den letzten Jahren "drei bis vier konkrete Anfragen". Nun scheint dieser Schritt kurz bevor zu stehen.

Der Freizeitparkbetreiber Parques Reunidos habe Insidern zufolge den Kaufvertrag schon unterschrieben. Die Spanier wollen offenbar alle Anteile kaufen. Derzeit prüft das Bundeskartellamt in Bonn den Verkauf. Bisher gehört Belantis fast zur Hälfte dem früheren Radio-PSR-Chef Erwin Linnenbach. Weitere Eigentümer des Freizeitparks sind bislang der bayrische Privatinvestor „HSG Sunrise“, ein Privatmann aus der Lausitz und ein renommierter Anwalt aus Leipzig.

2003 wurde Belantis eröffnet, Hauptattraktion ist seit 2010 die Achterbahn "Huracan". 2017 war nach eigenen Angaben von Erwin Linnenbach das Rekordjahr. Unterm Strich stand trotzdem ein Minus von rund 380.000 Euro im Jahr 2015, berichtet die "Mitteldeutsche Zeitung": Allein die Familienachterbahn "Amun Ra" hatte drei Millionen Euro gekostet. Geld für neue Attraktionen sei knapp, die Gewinnspannen im Freizeitparkgeschäft klein. Geplante Erweiterungen des Attraktions-Portfolios wie eine Wasserachterbahn, eine Indoorhalle mit zahlreichen Fahrgeschäften und einer Achterbahn, sowie der Austausch der Huracan-Züge für den Zeitraum von 2017-2020 scheiterten nach Recherchen unserer Redaktion auf Grund dieser Finanzknappheit. Bereits beim letztjährigen Fantreffen äußerte sich der Parkinhaber, dass man finanziell auch in den kommenden Jahren keine großen Sprünge machen und die geplanten Erweiterungen nicht refinanzieren kann.

Nun soll's der Branchenriese aus Spanien richten. Die Besucher werden vom Betreiberwechsel wohl in diesem Jahr (Saisonbeginn 24.März) nichts merken.

Nach Recherchen unserer Redaktion besteht das Interesse von Parques Reunidos inbesonders dadurch, dass Deutschlands größte Stadt Berlin nur in einer Entfernung von gut 90 Minuten Autofahrminuten von Belantis liegt und die Stadt Leipzig sehr stark in das internationale Blickfeld gekommen ist, so dass sich der zukünftige Eigentümer eine große Besucherzahl für die kommenden Jahre erhofft. In den beiden letzten Jahren wurde der Berliner Raum massiv mit Werbung für Belantis "überzogen" und medienwirksame Aktionen seitens der Presseabteilung sorgten dafür, dass Belantis stark in den Medien vertreten war. Mit Belantis würden die Spanier ihr Engagement in Deutschland nun deutlich ausbauen. Die Besucher und auch die Beschäftigten würden wahrscheinlich von dem Wechsel in diesem Jahr gar nichts merken, sagte der Insider der o.g. Zeitung. Die Spanier seien bekannt dafür, dass sie eine hohe regionale Eigenständigkeit wollten und keine Zentralisierung. Außerdem seien acht Wochen vor dem Saisonstart auch zu wenig Zeit, um vorher noch große Veränderungen durchzuführen.

Unklar ist, welche Rolle der bisherige Mehrheitseigner und Geschäftsführer Linnenbach künftig spielen wird. Ende der 90er-Jahre hatte er, damals noch Geschäftsführer bei Radio PSR, die Idee des Freizeitparks selbst entwickelt, sich nach seinem Rückzug von der PSR-Spitze 2012 dann ganz dem Belantis gewidmet. Welche Rolle er künftig spielen wird, ist unklar. Ob er mit dem Verkauf seiner Anteile auch seine Rolle als treibende Kraft hinter dem Park abgibt oder als angestellter Geschäftsführer der Spanier weitermacht, war gestern nicht zu erfahren. Linnenbach, als früherer Radio-PSR-Chef ein gewiefter Medienprofi, äußerte sich nicht.

Nach dem Parques Reunidos seine geplanten Indoor-Portfolio Bemühungen in Berlin am Potsdamer Platz hinsichtlich eines Nickelodeon-Indoorpark, nach Recherchen unserer Redaktion, eingestellt hat, böte sich nun Belantis an, die ursprünglich für 2020/2021 geplante Indoorhalle, bereits 2018/2019 in Angriff zu nehmen.

Der Freizeitparkbetreiber Parques Reunidos hat in seinem Konzern über 60 Parks weltweit und knapp 30 davon in Europa. Nach eigenen Angaben besuchen jährlich über 21 Millionen Besucher die Parks der Gruppe. Das Unternehmen wurde 1967 als „Parque de Atracciones Casa de Campo de Madrid, S.A“ gegründet und eröffnete 1969 den heutigen Parque de Atracciones de Madrid. Zudem verwaltet die Gruppe den Parque Warner Madrid und besitzt eine Kaufoption für ihn. Im Mai 2010 übernahm die Gruppe den deutschen Freizeitpark Movie Park Germany.

In einer früheren Version dieses Artikels wurde fälschlicherweise Erwin Linnenbach zitiert. Dies ist nun korrigiert.