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News Kategorie Sonstiges
2012-12-07 00:00:00 - 46 Aufrufe

Eine Zukunft des Spreeparks?

Von Andrej Woiczik

UPDATE: Berliner Zeitung, Eine Historie der Übernahmekandidaten - mit neuesten Entwicklungen

Bereits in den letzten drei Jahren hat sich Freizeitpark-Welt.de in zahlreichen Berichten und Interviews mit Beteiligten mit dem Thema: Zukunft des Berliner Spreeparks beschäftigt. Nun mehr wird in zahlreichen deutschen Freizeitpark-Internetforen kolportiert, dass das flämische Unternehmen Studio 100 Interesse an der Brache am Berliner Spreebogen hätte. Freizeitpark-Welt.de recherchierte zu diesem Thema einige Fakten und kann ein wenig Licht ins Dunkel bringen.

Blicken wir aber erst einmal in die Vergangenheit zurück. Es gab bislang zahlreiche Interessenten, die den Park übernehmen und weiter betreiben wollten. Die französische Firma Grévin & Cie plante, den Spreepark 2004 wieder zu eröffnen. In den drei Folgejahren sollten weitere Attraktionen entstehen. Die Planungen sahen die Errichtung eines traditionellen, europäischen Familienerlebnisparks vor. Die Fläche des neuen Parks sollte nur noch 15 Hektar betragen und weitere 4 bis 5 Hektar sollten für Parkplätze genutzt werden. Das Konzept des Pauschalpreises sollte aufgegeben werden.

Warum scheiterte dieses Projekt?

Zu den Problemen bei dieser Planung gehörte die Tatsache, dass der Investor die Uferpromenade an der Spree mit einbeziehen wollte, die nie zum Gelände des Spreeparks gehörte. Der Bezirk weigerte sich, diese Flächen billig abzutreten (man sprach damals von einem Betrag von 250.000 Euro), da dies sowohl das Gelände stark aufwerten als auch die grüne Uferlinie zwischen Plänterwald und Treptower Park zerreißen würde. Auch im Jahre 2005 blieb daher das Gelände Teil eines großen Spekulationsgeschäftes, da weder eine Entwidmung des Baugrundstücks anstand, noch eine Notwendigkeit für den Grundstücksaufkäufer zum Betrieb bestand.

Im Frühjahr 2005 bot Lars Liebst (Betreiber vom Tivoli Kopenhagen) dem Land Berlin an, dass er ein Tivoli Berlin den Berlinern und seinen Gästen präsentieren möchte. Anfang Oktober 2005 zog er jedoch sein ursprüngliches Angebot zurück. Als Grund für die Entscheidung gab das Unternehmen die schlechte wirtschaftliche Lage in Deutschland an. Ein Problem seien auch die rund 23 verbliebenen Einwohner des ehemaligen Westerndorfes innerhalb des Parkgeländes. Des Weiteren belasten das laufende Insolvenzverfahren und der Nicht-Verzicht der Deutschen Bank ihre Forderungen in Millionen-Höhe, lt. dem Berliner Tagesspiegel sollen diese bei 15 Millionen Euro liegen, wegen Uneinbringlichkeit aus zu buchen die Verhandlungen mit weiteren Investoren. Zwischenzeitlich brachten sich medienwirksam einige nicht finanzstarke Interessenten ins Gespräch. Wie bereits im Anklang dieser Berichts aufgeführt, wollte der bisherige Eigentümer Norbert Witte den Spreepark im Jahr 2009 wiederbeleben Bis März 2010 sollte der Spreepark wieder soweit intakt sein, dass eine TÜV-Abnahme hätte erfolgen können. Dazu wurden bereits einige Fahrgeschäfte wieder in Betrieb gesetzt - allerdings ohne Erfolg. Neben familiären Streitigkeiten verhinderten wirtschaftliche Probleme von Norbert Witte die Inbetriebnahme.

Nunmehr kam auch der Berliner Senat und das zuständige Bezirksamt ins Spiel. Die Merlin Entertainments Group fragte bei den entsprechenden behördlichen Stellen Anfang 2011 hinsichtlich ihrer Planungen für ein Berlin Dungeons an, diese neue Attraktion im Berliner Spreepark mit Uferzugang bauen zu dürfen. Aus Kostengründen und verschiedenen behördlichen Auflagen entschied man sich aber abschließend dazu, Berlin Dungeons direkt gegenüber dem Merlin Group Sealife Berlin im Jahr 2013 zu errichten.

Interesse von Studio 100

Nunmehr soll das flämische Unternehmen Studio 100 Interesse an der Brache am Berliner Spreebogen haben. Obwohl Studio 100 bislang offiziell dieses Interesse nicht bestätigte fanden bereits Vororttermine im Berliner Spreepark statt. Der sehr engagierte Spreepark-Parkführer Christopher Flade konnte Anfang diesen Jahres auch Mitglieder der Mack-Familie im Berliner Spreepark bei einer seiner Führungen begrüßen. Die Eigentümer von Deutschlands größtem Freizeitpark, nämlich dem Europa Park in Rust, sahen sich das Gelände als möglichen Investitionsort für die nähere Zukunft an, aber nahmen auf Grund der behördlichen Auflagen (Errichtung eines Parkhauses, Höchstbesuchergrenze pro Jahr 350.000 und Übernahme der Altlasten in Millionenhöhe) Abstand von dieser Idee.

Aus Sicht des Verfassers dieses Artikels dürfte es auf Grund der bisherigen behördlichen Auflagen sehr schwer sein, dass Spreepark-Gelände wirtschaftlich zu betreiben. Das die Berliner Bevölkerung starkes Interesse an einem Freizeitpark im Herzen der Stadt hat, zeigen zahlreiche Befragungen von Radiosender wie Spreeradio oder der RBB Abendschau, wo im April 2012 über 85% der Anrufer und Facebook-Nutzer für einen Freizeitpark in Berlin votierten. Stark im Gegensatz dazu steht aber das Interesse der Berliner Politik.

Neben bislang kaum wirtschaftlich erfüllbaren Auflagen der staatlichen Behörden, sprachen sich auch Senatspoltiker wie Herr Müller eindeutig gegen einen Freizeitpark mit internationalen Zuschnitt in Berlin aus. "Das passe nicht zu Berlin", so seine etwas kurze aber eindeutige Antwort auf eine Anfrage des Verfassers dieser Zeilen bei einer SPD-Veranstaltung in Berlin Neukölln. Ob, nunmehr der mögliche Investor Studio 100, den Berliner Senat und das zuständige Bezirksamt über einen wirtschaftlichen Nutzen für die marode und klamme Staatskasse überzeugen kann, werden die nächsten Wochen und vielleicht Monate zeigen. Viel Hoffnung besteht aber nicht.

Update

Mittlerweile wird das Interesse von Studio 100 auch öffentlich diskutiert und ist demnach wieder wahrscheinlicher geworden. Mehr dazu auch unter folgenden Artikel der Berliner Zeitung: "Biene Maja fliegt auf den Spreepark"

Quelle: Andrej Woiczik