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News Kategorie Sonstiges
2021-01-08 17:36:54 - 96 Aufrufe

Berliner Spreepark verliert (vorerst) sein Wahrzeichen

Von Andrej Woiczik

Seit Jahren beobachtet Andrej die Entwicklungen auf dem Spreepark-Gelände. Nun, Anfang 2021, gibt es neue Entwicklungen zu berichten.

Durch den Berliner Spreepark weht ein Hauch von Wehmut: Seit dem heutigen Freitag wird das 45 Meter hohe Riesenrad des niederländischen Herstellers Vekoma in all seine geschichtsträchtigen Einzelteile zerlegt. Die 40 Gondeln der 220 Tonnen schweren Konstruktion werden abgebaut, ebenso der stählerne rote Kranz, die acht langen Stützmasten und die 40 Speichen. Die Arbeiten sind technisch aufwendig. Eine Spezialfirma ist mit mehreren Kränen angerückt, um das 31 Jahre alte Fahrgeschäft fachgerecht auseinanderzunehmen. Goodbye, Riesenrad! (vorerst)

Doch das Ende soll gleichzeitig ein Neustart sein - der Beginn einer spannenden, neuen Bauphase im Spreepark. Am selben Standort wird ein neues Riesenrad aufgebaut. Es soll sich 2024, 10 Jahre nach dem Erwerb durch das Land Berlin, wieder für Besucher drehen. Die Kosten dafür liegen bei vier Millionen Euro, so der Geschäftsführer der landeseigenen Betreibergesellschaft Grün Berlin GmbH, Christoph Schmidt in einer gestrigen Online Pressekonferenz. Das Riesenrad ist ein wichtiger Baustein im Millionen-Projekt Spreepark, über das seit Jahren - seit dem Erwerb des Geländes 2014 durch das Land Berlin - öffentlich diskutiert wird. "Es mag uns allesamt wundern, dass das so lange dauert", räumt Schmidt ein. Zum Spreepark gehören neben dem Riesenrad noch viele weitere Elemente und Gebäude wie etwa das Lokal "Eierhäuschen" oder die Achterbahn Spree-Blitz.

In der Vergangenheit hatten wir bereits mehrfach über die“ unendliche Spreepark-Geschichte“ an dieser Stelle berichtet.

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Foto: Andrej Woiczik
Das Riesenrad ist mit dem aufwendigen Abbau vorläufig von der Berliner Skyline verschwunden.

Mit dem nun begonnenen Abbau nimmt die Sanierung des ehemaligen Vergnügungsparks laut Angaben des Eigentümers und Betreibers „stark“ an Fahrt auf. Die Ausschreibung für eine Fachfirma, die den Riesenrad-Neubau übernimmt, soll ab Oktober EU-weit laufen. Ab 2023 soll der Neubau beginnen. Und wie hoch könnte der Preis für eine Fahrt mit dem neuen Riesenrad sein? Soweit sei man in der Planung noch nicht, so Schmidt. Aber für den Spreepark werde es "moderate Eintrittspreise, wenn überhaupt" geben. Es gehe ausdrücklich nicht darum, mit diesem Projekt der öffentlichen Hand Geld zu machen, sondern ein Erholungserlebnis für die Bürger zu schaffen. Also wieder ein „Subventionsgrab“, ähnlich dem Tempelhofer Feld. Im Umkreis von 90 Minuten Autofahrzeit von Berlin-Plänterwald wurden seit der „Schließung“ vom Spreepark zwischenzeitlich mit den Freizeitparks Belantis nahe Leipzig, dem Majaland nahe der deutsch-polnischen Grenze und Karl’s Erlebnisdorf bei Berlin drei überregionale Freizeitparks mit jährlichen Besucherzahlen zwischen 450.000 – 1,1 Millionen gebaut, welche in den kommenden Jahren stetig weiter ausgebaut werden (wir berichteten bereits darüber). Ein „toller Kulturpark“, welcher mit einem Finanzvolumen von 70 Millionen Euro Steuergeldern erstellt wird, hätte sicher auch kostengünstiger erstellt werden können, aber der „Freizeitpark feindliche“ und „Künstler freudige“ Berliner Senat, wollte ja keinen touristischen Anziehungspunkt für die links grüne Wählerklientel schaffen.

Nun wieder zurück zum Riesenrad, aktuell ist wichtig, dass der Riesenrad-Abbau vor Beginn der Vogelbrutzeit am 1. März 2021 komplett abgeschlossen sein muss. Wer das Riesenrad noch einmal sehen will, sollte in den nächsten sieben Wochen am Spreepark vorbeischauen.

Ob in das neue Riesenrad auch Teile des alten verbaut werden könnten, muss nun geprüft werden und hänge auch von ihrer Belastbarkeit ab. Für Technikfans nennt der zuständige Projektleiter Christian Pfeuffer von Grün Berlin einige Details: "Mittels Farbeindringverfahren und Magnetpulverprüfung werden die zu untersuchenden Teile auf verborgene Fehlstellen, die sich bis nah an die Oberfläche erstrecken, geprüft." In beiden Verfahren werde ein Prüfmittel auf die Oberfläche des gesäuberten Bauteils aufgetragen und das Ergebnis visuell ausgewertet. Um tief verborgene Schäden zu erkennen, werde auch Ultraschall eingesetzt.

"Der eingebrachte Ultraschallimpuls kann zusätzlich Wanddicken ermitteln, die zum Nachweis von Materialermüdung durch Erosion oder Korrosion dienen. Beim bildgebenden Verfahren der Durchstrahlungsprüfung werden große Gussstücke, wie zum Beispiel von den Masten, und mehrlagige Schweißnähte anhand von Röntgentechnik gescannt", erklärt Pfeuffer. Die Röntgenstrahlen sollen nicht nur einen Blick ins Innere des Bauteils ermöglichen, sondern auch die Dicke des Materials bestimmen und versteckte Unregelmäßigkeiten im Material aufdecken. Alle Bauteile werden vor Ort gelagert. Neben den Materialprüfungen wird ein Team aus Ingenieuren und Künstlern zusammengestellt. Es soll eine Gestaltungsidee für das neue Riesenrad entwickeln. Ziel sei es, so Christoph Schmidt, "im Sinne der Gesamtkonzeption des Spreeparks als Park für Kunst, Kultur und Natur, das Riesenrad künstlerisch neu zu interpretieren und zusätzlich attraktiv zu gestalten, zum Beispiel durch Lichtkunst." Erste Entwürfe soll es noch in diesem Jahr geben.

Die Eröffnung des Spreeparks sei schrittweise ab 2022 geplant, wenn mit dem Lokal "Eierhäuschen" auch der neue Gastronomie- und Kunststandort eröffnet. Voraussichtlich 2024 soll der zentrale Bereich rund um das Riesenrad fertig sein, bis 2026 alle weiteren Elemente. Insgesamt soll das Projekt 70 Millionen Euro kosten. Das Riesenrad soll der Hauptanziehungspunkt im zukünftigen Spreepark sein - wie schon zu früheren Zeiten im Ex-DDR-Vergnügungspark "Kulturpark Plänterwald".

Das 45 Meter hohe Wahrzeichen des Parks wurde 1989 aufgestellt - zum 40. Jahrestag der DDR, beworben als damals "größtes Riesenrad Europas". Es ersetzte das 1969 zum 20. DDR-Jahrestag errichtete, etwas kleinere Riesenrad.

Quelle: Andrej Woiczik