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News Kategorie Sonstiges
2020-06-29 22:01:54 - 381 Aufrufe

Ein (fast perfekter) Tag im Heide Park

Von Andrej Woiczik

Der Heide Park hat seit Anfang Juni wieder geöffnet, aber wie ist so ein Tag im Freizeitpark mit Corona? Lassen sich die Hygiene- und Abstandsregeln einhalten - und bietet es den gleichen Spaß wie sonst? Andrej, der erstmalig 1985 den Heide Park besuchte, hat es ausprobiert.

Als wir am letzten Freitag im Juni, nach 373 km langer Fahrt und zahlreichen Baustellen, auf den Parkplatz des Heide Park Resorts in Soltau gefahren sind, ist die Vorfreude groß. Der Parkplatz erscheint leerer als sonst, obwohl wir erst um 9.45 Uhr unseren Standplatz gefunden haben.

Corona-Maßnahmen im Eingangsbereich

Drei Mitarbeiter weisen die Besucher darauf hin, die Mund-Nasen-Schutzmasken aufzusetzen, denn wir befinden uns nun im Wartebereich. Anmerkung: Am darauffolgenden Tag weigerte sich sogar ein Besucher im „Corona Risikoalter“ die Mund-Nasen-Schutzmaske aufzusetzen und durfte tatsächlich daher nicht in den beliebten Freizeitpark in der Lüneburger Heide. Schlangenlinienförmig bewegen wir uns vorwärts, Aufkleber auf dem Boden weisen immer wieder auf das Abstandhalten hin. Wie wir feststellen, klappt das an den beiden Besuchstagen einigermaßen gut.

Als wir kurze Zeit später die Ticket- und Taschenkontrolle passieren können, betreten wir den eigentlichen Wartebereich des Parks. In den letzten Jahrzehnten tummelten sich hier vor dem Parkeingang Hunderte von Menschen in Gruppen mit ausgelassener Stimmung – jetzt ist nichts außer Barken und Absperrband zu sehen und ein paar wenige Gesichter mit Maske. Die Stimmung ist angespannt, weil keiner so richtig weiß, was ihn hinter den Pforten eigentlich erwartet.

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Foto: Andrej Woiczik
Ein zumeist leerer Eingangsbereich am letzten Juni Wochenende in der Corona-Saison.

15 Minuten später gehen wir nun endlich durch das richtige Eingangstor mit einer letzten Kontrolle unserer vorher online gekauften Tickets (für je einen Euro) und dem Einscannen unserer Premium Jahreskarten – genau pünktlich zu unserem Einlass-Zeitfenster. Ganz ehrlich, mir persönlich gefällt dieses „Corona Eingangs-Prozedere“ besser als das „Theater der letzten Jahre“, wo im Eingangsbereich sich hunderte und gelegentlich tausende Besucher unkontrolliert drängelten und zum Teil sich sehr aggressiv verhielten, weil sie nicht sofort in den Freizeitpark konnten.

Unser erster Stopp: "Colossos". Die erstklassige Holzachterbahn zieht uns magisch an. Diese macht aber erst um 10.30 Uhr auf und die Warteschlange reicht schon ca. 200 Meter in Richtung Desert Race. Im Laufe der beiden Besuchstage erreicht die Wartezeit (wie auch bei der Krake meist 90 Minuten). Die 30 Minuten Wartezeit bringen wir um 11.00 Uhr hinter uns, jedoch nicht ohne immer wieder zu bemerken, wie sich trotz Ansagen durch Lautsprecher und Hinweise der Mitarbeiter einige Gäste die Masken unter die Nase oder unter das Kinn ziehen, meist jugendliche Gruppen und „Omas und Papas“ mit ihren Enkeln. Abstand halten scheinen auch hier einige trotz der Linien auf dem Boden nicht zu beherrschen. Aber es klappt insgesamt besser als von uns zuvor befürchtet.

Im Bahnhof (Station) beobachten wir auch hier, wie die komplette Bahn gereinigt wird, bevor wir einsteigen dürfen. Von anderen Besuchern trennt uns jeweils immer eine Sitzreihe. So leer war das Fahrgeschäft noch nie. Wir dürfen in der ersten Reihe (First Row) Platz nehmen. Die 1344 Meter lange Strecke haben wir schnell hinter uns gebracht und dabei viel Spaß gehabt – natürlich nicht ohne dass ich mir wieder die Maske aus den Augen ziehen muss. Hier hatte ich durch den enormen Fahrtwind das Gefühl, sie würde mir gleich vom Gesicht und davonfliegen. Zum Glück hat sie mich nicht verlassen.

Zwischenzeitlich hat sich unsere kleine Gruppe um eine treue Leserin von Freizeitpark-Welt erweitert und wir genießen in der Corona-Zeit diesen Tag. Das nächste Fahrgeschäft unserer traditionellen Route durch den Park ist die "Krake". In Deutschlands ersten Dive-Coaster würden wir uns gerne 41 Meter tief in den Schlund eines riesigen Kraken stürzen, aber die Wartezeit in der Schlange ist uns mit mindestens 60 Minuten (am Samstag meist 90 Minuten) für eine Fahrtdauer von keinen zwei Minuten entschieden zu lang. Wir verschieben die Fahrt auf einen späteren Zeitpunkt und warten keine zwei Stunden später nur 15 Minuten. Alles klappt hier entsprechend der jeweiligen Vorschriften und Regeln überraschenderweise sehr gut und dem Fahrspaß tut das alles keinem Abbruch.

Am Samstag früh um 10.30 Uhr testen wir den "Flug der Dämonen". Mit der Maske im Gesicht stehen wir an der ehemaligen Station der Wildwasserbahn II an. Keine 10 Minuten Wartezeit, wo am Freitag noch 45 Minuten Wartezeit herrschte. Gelbe Markierungen auf dem Boden helfen beim Abstandhalten. Die sonst enge Schlange hat sich gelockert und das übliche Gedrängel fällt aus. Alle warten geduldig, froh überhaupt dort sein zu können und der Großteil hält den Mindestabstand ein. "Liebe Abenteurer", die Ansage erinnert nochmals an den Abstand und die Maskenpflicht.

Bei 30 Grad Celsius in der prallen Sonne gegen 12.00 Uhr am Freitag verfluche ich die Maske schnell wieder. Selbst am Samstag bei unserer Fahrt lag die Temperatur schon bei schwül-warmen 26 Grad Celsius.

Wir haben Glück und können die beiden Sitzplätze in der ersten Reihe rechtsseitig einnehmen. Im Schritttempo zieht uns Deutschlands einziger Wing Coaster auf 40 Meter Höhe herauf, nur um uns mit nichts über oder unter uns direkt in zahlreichen Inversionen auf einer Strecke von 772 Metern durch die Luft zu wirbeln. Eine tolle Fahrt. Der Verkaufsshop ist zu und man kann leider kein Foto mit Maske kaufen.

Geschlossene Rides im Heide Park Resort

Es wird nun Zeit für eine „Runde“ durch den Heide Park. In dieser Corona Zeit finden im Heide Park keine Shows und Events statt. Die Fahrgeschäfte „Drachengrotte“, „Ghostbusters 5 D“, „Käpt`ns Törn“ und Screamie sind geschlossen. Das „Maya-Tal“ ist neben dem seit einem Jahrzehnt geschlossenen „Heide Dorf“ der zweite große Schandfleck im Heide Park. Kein Fahrgeschäft war in Betrieb, ein Großteil der Fahrgeschäfte war sogar bereits abgebaut und es verfestigt sich der Eindruck, dass nach der „Corona-Zeit“ sich hier was Grundlegendes ändern wird. Nur was ist die Frage. Erfreulich ist aber, dass endlich die Grünpflege und das Anlegen von neuen Grünflächen im Heide Park in diesem Jahr verstärkt zu erkennen war. Bis auf wenige Ausnahmen waren fast alle Restaurants und „Essens- und Getränkebuden“ zu. Bei über 30 Grad war das schon eine Zumutung, aber das war wahrscheinlich den Corona-Auflagen geschuldet. Da wir keine eigenen Getränke mit hatten, kauften wir diese dann in den offenen Shops im Park.

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Foto: Andrej Woiczik
Ein zumeist leerer Eingangsbereich am letzten Juni Wochenende in der Corona-Saison.

Die Sonne scheint immer noch mit der gleichen Intensität auf unsere Köpfe und wir beschließen, dass es Zeit für eine Abkühlung beim "Mountain Rafting" ist. Nasser als die Jahre zuvor kommen wir aus den 5,2 Millionen Liter Wasser heraus. Die Erfrischung tut gut und ist wirklich angenehm. Auch die Wildwasserbahn wird genutzt um sich abzukühlen. Hier wurde ein Gebäude ja bereits im letzten Jahr abgerissen und natürlich blieb dieser Zustand auch in diesem Jahr. Schade, dass im Winter vor der Coronakrise sich nichts Neues an der Wildwasserbahn tat.

Die Wartezeit ist nur halb so kurz wie in der App angegeben, aber die Boote werden nicht nach jeder Fahrt desinfiziert und so kommt wieder das eigene Desinfektionsmittel zum Einsatz. Dennoch sind an fast allen Fahrattraktionen und in allen Shops Behälter mit Desinfektionsmittel vorhanden. Während der Fahrt tragen wir weiter die Masken, da sowohl die Ansage im Wartebereich als auch der Mitarbeiter uns darauf hinweisen, dass "normalerweise", wie er sagt, die Masken getragen werden sollen.

Neuheit 2020: Peppa's Ballonfahrt

Im Peppa Pig Land testen wir die einzige Neuheit in diesem Jahr, nämlich „Peppas Ballonfahrt“. Nett, wir Drei sind natürlich nicht die Zielgruppe (Altersdurchschnitt um die 50 Jahre) für dieses neue Fahrgeschäft, dennoch sind wir am letzten Freitag im Juni die einzigen „Mutigen“ gegen 16.00 Uhr auf dieser Fahrattraktion. Durch die lange Coronazeit und die wirtschaftliche Lage darf man wohl in den kommenden drei bis vier Jahren nicht im Heide Park mit „großen“ Neuheiten rechnen, aber ich lasse mich gerne vom Gegenteil überraschen. Man kann feststellen, dass sämtliche Single-Rider und Express Butler Eingänge an den Fahrattraktionen geschlossen sind.

Am Freitag war es sehr entspannend, trotz Coronazeit, wir hatten unseren Spaß. Ich schätze einmal, dass vielleicht höchstens 3-4k Besucher im Heide Park waren. Am Samstag sah „die Sache“ ganz anders aus. Die Wartezeiten lagen bei den Major Rides bei 30-90 Minuten. Bevor das Unwetter mit Gewitter und sintflutartigen Regenfällen kurz nach 14.00 Uhr nach Soltau kam, verließen wir den Heide Park gegen 13.00 Uhr und fuhren ins Designer Outlet Center „zum Shoppen“.

Kommen wir aber nochmals zum letzten Freitag im Juni zurück. Es ist zehn Minuten vor fünf Uhr, die Fahrgeschäfte schließen gleich. Aber es ist fast leer im Eingangsbereich einer der weltbesten Holzachterbahnen. Wir genießen die beiden letzten Fahrten des Tages und bedanken uns bei den Mitarbeitern für einen fast perfekten Tag im Heide Park.

Das Tagesfazit

Zu Beginn war der Besuch für alle Beteiligten sehr gewöhnungsbedürftig, aber trotz Maske und Abstandsregelung war der Tag ein riesiger Erfolg. Wir haben uns an die Maske im Fahrgeschäft so schnell gewöhnt (okay zuvor testeten wir dieses bereits bei Karls und den Erlebniswelten Thale), dass wir uns quasi schon nicht mehr daran erinnern, sie überhaupt getragen zu haben. Aber die drückende Schwüle am letzten Wochenende im Juni erinnert uns dann letztlich doch daran. Es war ein Tag, der mich persönlich trotz gegenwärtiger Corona-Regelungen den Alltag hat vergessen lassen. Trotzdem hoffe ich darauf, mir im nächsten Jahr nicht ständig meinen Mund-Nasen-Schutz aus den Augen ziehen zu müssen. Die Mitarbeiter waren (wie fast immer) sehr nett und größtenteils wurden die behördlichen Vorlagen von den Besuchern, vor allem am Freitag, eingehalten. Erschreckend waren aber zahlreiche Aussagen von „Omas und Opas“, welche mit ihren Enkeln oder in ganzer Familienstärke im Heide Park waren. „ Diese schei.. Masken“, „warum müssen wir die Masken im Park aufsetzen“ usw. Und dann noch mit dem Heide Park Mitarbeitern darüber zu diskutieren ist „strange“. Von Jugendlichen und Personen unter 25 Jahren höre ich diese Aussagen im „Corona-Alltag“ öfters, aber das die „Corona-Risikogruppe“ solch Aussagen tätigt, ist schon „lebensgefährlich“. Desinfektionsmittelbehälter gab es größtenteils an den Fahrattraktionen, alles war topp vorbereitet vom Heide Park. Es hat viel Spaß gemacht im Heide Park, und das trotz der Corona Pandemie. Unabhängig davon und nicht „coronabedingt“ kann man leider weiterhin einige große Schwächen im Heide Park entdecken, welche es verhindern, dass der Heide Park ein „richtiger europäischer Spitzenpark“ wird. Zu viele unschöne und große (geschlossene) Bereiche im Park, nicht konsequent durchgezogene Thematisierung, das Desaster im Maya Tal, bereits beschriebene Eingangssituation vor der Coronazeit usw.

Zum Schluss stellt sich mir übrigens eine Frage: „Wo ist eigentlich Wumbo im Kreisverkehr vor dem Heide Park?“. Hier wurde die Figur entfernt, kein Hinweis auf den Heide Park mehr, nur zuwucherndes Grün.

Quelle: Andrej Woiczik

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