
17. April 2016 - 599 Aufrufe
Ein Tag im Erlebnis-Zoo Hannover
Andrej besucht den Erlebniszoo Hannover und berichtet über faszinierende Themenwelten und eine bewegende Geschichte...
An einem sonnigen Frühlingstag besuchte unser Redakteur Andrej Woiczik den Erlebnis-Zoo Hannover und berichtet im nachfolgenden über interessante Stunden in einem der schönsten Zoos der Welt. Einige "historische" Zeilen verdienen aber zuvor noch aufgeführt zu werden.
(Erfolgs-)Geschichte
Der Erlebnis-Zoo Hannover wurde am 4. Mai 1865 gegründet und umfasst derzeit eine Fläche von 22 Hektar. Er beherbergt gegenwärtig etwa 2200 Tiere in 211 Arten. Anfang der 90er Jahre befand sich der Zoo Hannover in einer Krise, wie übrigens viele Zoos zur damaligen Zeit im neu zusammengefügten Deutschland. Die Besucherzahlen sanken, der öffentliche Betriebskostenzuschuss wurde gekürzt. Daraufhin beschloss die Stadt einen Neuanfang. Das städtische Amt Zoo wurde 1994 in eine GmbH umgewandelt und symbolisch für eine Mark an den Kommunalverband Großraum Hannover veräußert. Der Jurist und stellvertretende Direktor des Kommunalverbandes Großraum Hannover, Klaus-Michael Machens - seit 2002 auch ehrenamtlicher Präsident des Verbandes Deutscher Freizeitparks und Freizeitunternehmen e.V. (VDFU) - übernahm die Geschäftsführung. 1995 untersuchte ein interdisziplinäres Planungsteam Stärken und Schwächen des Zoos. Es kam zu dem Ergebnis, dass sich der Zoo dem Wettbewerb mit einem neuen Konzept stellen müsse. Zoofachleute, Architekten und Freizeitforscher entwickelten daraufhin in enger Kooperation das Konzept "Zoo 2000", mit dem sich der Zoo am Ideenwettbewerb der Weltausstellung Expo 2000 beteiligte.
Das Konzept trug Machens' Handschrift und wurde nach der Methodik "Design Thinking" erstellt. 1996 wurde der Zoo als "Projekt Expo 2000" offiziell anerkannt, zunächst aber vor allem in Fachkreisen misstrauisch beäugt. Die herkömmliche Tierpräsentation in Gehegen wurde weitgehend aufgegeben. Die natürlichen Lebensräume der Tiere wurden vielmehr in Szenarien detailgetreu nachgebildet.

Für eine Gesamtinvestition von 54,7 Millionen Euro (107 Millionen Mark) wurden vier als europaweit einzigartig geltende Erlebniswelten geschaffen:
- die Afrikalandschaft "Sambesi"
- der Gorillaberg
- der indische Dschungelpalast
- Meyers Hof
2005 zur Adventszeit öffnete zum ersten Mal der "Winter-Zoo", 2007 wurde das Kinderland "Mullewapp" eröffnet, im Frühjahr 2010 das australische "Outback" und im Mai 2010 die siebte Erlebniswelt, das kanadische "Yukon Bay". Die neueste Themenwelt ist seit 2013 Kibongo.
Nun geht sie los, unsere Reise um die ganze Welt und das alles auf 22 Hektar. Als Erstes erreichen wir den Themenbereich...
Sambesi
Willkommen in Afrika: Die Themenwelt ist einer Savannenlandschaft nachempfunden und lässt sich zu weiten Teilen per Bootsfahrt auf dem namensgebenden Sambesi erkunden. Am Rande des Flusses gibt es Flusspferde, Giraffen, Addax-Antilopen und viele weitere Tiere des schwarzen Kontinents zu bestaunen. Bei der Fahrt mit Intamin-Booten durch die afrikanische Savanne verschwinden die Grenzen zwischen Mensch und Tier und die Zebras, Flusspferde, Giraffen und Flamingo scheinen zum Greifen nahe. Im Gegensatz zur Bootsfahrt in der Zoom Erlebniswelt Gelsenkirchen erlebt der Besucher hier "viel Tier" und man kann sich auf 12 Hektar an den Tieren Afrikas erfreuen.
Kibongo- Planet der Affen
Die jüngste der Themenwelten führt die Besucher auf einen Pfad der Evolution und durch verschiedene Klimazonen Afrikas - von der Savanne bis tief hinein in den Regenwald, wo Schimpansen, Gorillas und Orang-Utans zu Hause sind. Auf dem Gipfel des Gorillabergs leben die Menschenaffen und seit dem 13.11.2015 auch eine kleine Gorilladame, welche bereits der Liebling der Besucher ist. 28 Meter über dem Meeresspiegel erhebt sich der Gorillaberg - die höchste Ebene im Erlebnis-Zoo und außerdem die erste Themenwelt überhaupt. Hier leben elf Gorillas in einer 7.500 Quadratmeter großen Urwaldlandschaft. Durch in Felsen eingelassene Panoramafenster kann man der Affebande bei ihrem täglichen Treiben zusehen. Das Berggelände wird seit September 2013 von der imposanten Kibongo-Landschaft umschlossen, die einer afrikanischen Feuchtsavanne nachempfunden ist. In dem paradiesischen Kletterdschungel leben, lieben und streiten die Schimpansen und die Zweifinger-Faultiere.
Dschungelpalast
Von Afrika nach Indien in nur wenigen Minuten reisen, dass schafft man als Besucher im Erlebniszoo Hannover. Der imposante indische Bau stellt den Palast des indischen Maharadschas Bakhat dar, der nach seinem Tod von den Pflanzen und Tieren zurückerobert wurde - sagt die Legende. Heute leben hier Tiger, Elefanten und Leoparden, Hulman-Affen und Riesenschlagen. Wenn gleich einige Kritiker den Lebensraum hier als zu eng für die Elefanten betrachten.
Der Entdeckerpfad führt die Besucher zunächst zum größten Elefantenkindergarten Europas. Die Dickhäuter verfügen über einen Swimming-Pool, Lehmsuhle, Säulen zum Scheuern und einen separaten Mutter-Kind-Bereich. Gegenüber leben die legendären Hulman-Affen. In Indien gelten die Tiere als heilig. Ein Mythos besagt, dass ein Ungeheuer namens Ravana vor langer Zeit die Prinzessin Sita raubte. Daraufhin schwur Hanuman, der König der Hulman-Languren, die Prinzessin zu befreien. Dafür landete er auf dem Scheiterhaufen, von dem er sich in letzter Sekunde befreien konnte - jedoch mit rußgeschwärzten Händen und dunklem Gesicht. Die Farbe tragen seine Nachkommen bis heute.

Hinter den Mauern des Dschungelpalasts leben des Weiteren außerdem Sibirische Tiger, Persische Leoparden und Pythons. Am Ende des Palastes steht ein rotes chinesisches Tor, das für die Höhen Himalayas steht. Dahinter gibt es die Kleinen Pandas und Muntjaks zu entdecken.
Yukon Bay
In der für unseren Redakteur spektakulärsten Themenanlage werden die Besucher auf eine Reise in die raue Natur geführt, genauer gesagt in die Weiten Kanadas. Zwischen tiefen Wäldern und felsigen Schluchten wartet das Goldgräber-Städtchen Yukon Bay. Drumherum leben Eisbären, Wölfe, Bisons, Pinguine und Eisbären. Bevor die Besucher ins Herz der Themenwelt, das Goldgräberstädtchen Yukon Bay, vordringen, müssen sie Besucher zunächst den Yukon Trail durchqueren. Am Fuße des alten Bergstollens leben ein Rudel Timberwölfe, Waldbisons, Waschbären, Karibus und die drolligen, putzigen Präriehunde. Auf einer Fläche von 2 Hektar erstreckt sich das Hafenstädtchen Yukon Bay, das aus mehreren landestypisch gestalteten Hütten, einer Meeresbucht und dem darin auf Grund gelaufenen Frachtschiff Yukon Queen besteht. Letzteres ist das zentrale Element in der detailverliebten Themenwelt. Im Frachtraum der Yukon Queen ist die imposante Unterwasserwelt untergebracht, die in Zusammenarbeit mit dem Yukon Territory entstanden ist. Durch 39 Panorama-Fenster können die Eisbären, Kegelrobben und Brillenpinguine beim Schwimmen unter der Wasseroberfläche betrachtet werden. Selbiges geht natürlich auch von oben. Der hintere Teil der Anlage führt die Besucher durch die Wildnis, in der die Schnee-Eulen leben und bei ihren natürlichen "Verrenkungen" beobachtet werden können. Im Gegensatz zu anderen Eulenarten jagen die gut getarnten Greifvögel auch am Tag - nördlich des Polarkreises ist es ein halbes Jahr lang immer hell.
Outback
Bevor wir uns wieder heimischen Gefilden widmen, reisen wir zunächst einmal nach Australien ins Outback. Auf über 5000 Quadratmeter erstreckt sich die Welt des roten Kontinents, wo Beuteltiere und australische Vögel leben. Die australische Themenwelt wurde 2010 eröffnet und ist die Heimat für Kängurus, Sumpfwallabys, Wombats, Emus und Sittiche. Die sechste Erlebniswelt beheimatet seit der Eröffnung die Bewohner des roten Kontinents: Emus, Sumpfwallabys, Nacktnasenwombats und natürlich die Roten Riesenkängurus. Besonders beliebt ist die begehbare Anlage der kleinen Bennett-Kängurus, die man dort aus nächster Nähe beobachten kann. Am Wegesrand ist außerdem der "kleinste Pub der Wildnis" zu finden. Dort sieht man auch ohne Alkohol Vögel, genauer: Wellensittiche, Nymphensittiche, Rosella- und Singsittiche, die die stilechte Hütte als großzügiges Territorium für sich beanspruchen - was sie auch lautstark demonstrieren. Ein Klangerlebnis erster Güte.
Mullewapp
Der Kinderbuchautor und Illustrator Helge Heine zählt weltweit zu den renommiertesten Buchkünstlern der Gegenwart. Hierzulande wurde er vor allem durch seine "Mullewapp"-Reihe bekannt. Im Erlebnis-Zoo Hannover sind die Helden lebendig geworden und begeistern "Alt & Jung". Die nach Heines Motiven gestaltete Themenwelt wurde im Juni 2007 eröffnet. Das "Mullewapp"-Dorf wird von den Freunden Johnny Mauser, Franz von Hahn und dem Schweinchen Waldemar bewohnt. In den kleinen Häusern leben außerdem Hausmäuse, Meerschweinchen, Ratten, Hühner und Schweine. Das Highlight ist aber in diesem Themenbereich die Rodelbahn. Inmitten des Dorfers sind drei rasante, 70 Meter lange Rodelbahnen mit unterschiedlichen Kurvenlagen installiert, die nicht nur von jungen Besuchern gerne genutzt werden. Auf Grund der relativ kurzen Wartezeiten ist es sinnvoll alle drei Strecken zu testen. Am Fuße der Anlage sorgen Wasserspiele für einen kühlen Kopf. Die Ziegen, Schafe und Alpakas auf der beliebten Streichelwiese freuen sich über anschmiegsame Besucher - am besten mit Futter im Gepäck (wird auch vor Ort angeboten).
Meyers Hof
Der letzte Themenbereich, bevor man wieder mit sehr vielen schönen Eindrücken den Erlebniszoo Hannover verlässt, muss aber noch zuvor "erobert" werden. Sieben regionaltypische Fachwerkhäuser aus verschiedenen Epochen, Wiesen und ein Teich bilden die ländliche Erlebniswelt Meyers Hof, in der die Besucher heimische Nutztierarten aus nächster Nähe beobachten und streicheln können. Auf den Grünflächen und in den Stallungen leben Altdeutsche Schwarzbunte Niederungsrinder, Exmoor Ponys, Harzer Rotvieh, Rauwollige Pommersche Landschafe, Thüringer Waldziegen, Schweine, Kaninchen, Federvieh und jede Menge andere Haustiere. Das auf dem Hof ansässige Gasthaus Meyer und der dazugehörige Biergarten sind auch bei Nicht-Zoo-Besuchern eine beliebte Adresse, wenn es um Spezialitäten der gutbürgerlichen lokalen Küche geht. Deshalb ist das Lokal, das in einem Fachwerkhaus aus dem Jahre 1669 untergebracht ist, während der Sommermonate ab 18 und während der Wintermonate ab 16 Uhr über einen separaten Eingang zu erreichen. Nur wenige Meter von Meyers Gasthaus erstreckt sich die abenteuerliche Spielplatzanlage Brodelburg, auf der geheimnisvolle Tunnel, labyrinthartige Gänge, schiefe Wände und verknotete Rutschen auf mutige Entdecker warten. Neben einem kleinen Kletterpfad garantieren Trampolinhäuschen, Schaukeln und Wasseranlagen stundenlangen Spielspaß. Vom angrenzenden Biergarten Spieker hat man die Kleinen stets im Blick.
Insgesamt begeistert der Erlebniszoo Hannover mit einer großen Tiervielfalt in tollen Themenwelten und erstklassigen Thematisierungen. Diese findet man weltweit nicht in vielen Zoos dieser Art. Allerdings hat dieses auch alles seinen Preis, nämlich ein relativ hohen Eintrittspreis, im Vergleich zu den Mitbewerbern. Aber dafür wird dem Besucher auch eine erstklassige Rundreise durch die weltweite Tierwelt präsentiert.